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Wirtschaft Industriebrachen – die grossen Reserven der Schweiz

Auch wenn die Schweiz einen bedeutenden Industriesektor vorweisen kann: Die klassischen Fabriken verschwinden. Wo einst Papier oder Stoffe hergestellt wurden, liegen heute ganze Areale brach. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Zersiedelung eine grosse Chance.

Stillstehende Maschinen, verstaubte Apparate – in der Schweiz gibt es Hunderte ungenutzter Industriebrachen. Insgesamt ergeben diese eine Fläche von rund 1700 Hektaren, eine Fläche von der Grösse der Stadt Genf. Nach dem klaren Ja der Schweizer Bevölkerung zur Revision des Raumplanungsgesetzes vom 3. März 2013 rückt solch brachliegendes Land stärker in den Fokus. Mit diesem Gesetz soll die weitere Zersiedelung der Landschaft verhindert werden. Die Botschaft lautet: Möglichst keine weiteren freien Flächen zubauen.

Das sieht auch Bernd Scholl, Professor für Raumentwicklung an der ETH Zürich, so: «Wir wollen mit den inneren Reserven im Siedlungsbestand arbeiten. Und dazu gehören die Industriebrachen ganz besonders und besonders prominent».

«Beispiellose Planung» in Attisholz

Das derzeit grösste brachliegende Industrie-Areal der Schweiz ist jenes bei Attisholz nahe Solothurn, beidseits der Aare. Es ist über 100 Hektaren gross. Dort produzierten einst Arbeiter Cellulose für die Schweizer Karton- und Papierindustrie.

Seit der Schliessung 2008 tüfteln die Verantwortlichen an der Zukunft des Areals. «Hier hat eine beispiellose Planung stattgefunden mit grossen Möglichkeiten für den Kanton Solothurn und auch über den Kanton hinaus», sagt Bernd Scholl. Künftig soll hier ein Quartier entstehen, in dem Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungen vereint werden.

Problem mit Altlasten

Weissrussen wollen Maschine

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Legende: SRF

Maschine Nr. 6 der Kartonfabrik Deisswil soll nach Weissrussland verkauft werden. Die Maschine ist über 100 Meter lang und 3500 Tonnen schwer. Ursprünglich wollte eine indische Firma zuschlagen. Sechs indische Ingenieure inspizierten die gut 2 Mio. Fr. teure Maschine 4 Wochen lang, doch am Ende fehlte eine Bankgarantie, und der Deal scheiterte.

Solche Umnutzungen sind aufwendig und dauern oft länger als 10, 15 Jahre. Ein grosses Problem: die Altlasten. Deren Entsorgung ist meist kostspielig und finanziell schwer kalkulierbar. Deshalb bauen viele Investoren lieber auf der grünen Wiese. «Das ist natürlich viel einfacher», sagt Bernd Scholl. «Aber das werden nicht die zukünftigen Aufgaben der Siedlungsentwicklung sein – gerade vor dem Hintergrund der Abstimmung über das Raumplanungsgesetz vom 3. März.»

Es gibt verschiedene Unternehmen, die sich auf die Umnutzung von Industriebrachen spezialisiert haben, etwa Hiag Immobilien. Sie besitzt über zwei Dutzend Areale. Kürzlich kaufte sie die 2011 stillgelegte Papierfabrik Biberist im Kanton Solothurn. Auch das Kunzareal, eine ehemalige Spinnerei im aargauischen Windisch, ist im Portefeuille der Hiag. Dort ist die Arealentwicklung bereits weit fortgeschritten. Loft-Wohnungen sowie der Technopark Aargau könnten viele Kreative an die Reuss locken.

Tanzende Hunde und polnische Arbeiter

Aus einer anderen Industriebrache präsentierte Reto Lipp die letzte «ECO»-Spezial-Sendung: aus der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil. Diese wurde vor drei Jahren geschlossen, 250 Leute verloren ihren Job. Heute arbeiten wieder rund 150 Personen in verschiedenen Firmen und Institutionen, die sich neu angesiedelt haben. Dazu gehört auch ein «Dogdance-Lokal», wo Hunde mit ihren Besitzern tanzen lernen.

Zudem wracken seit Monaten polnische Arbeiter eine rund 100 Meter lange Karton-Produktionsmaschine ab – im Auftrag eines österreichischen Käufers, der die brauchbaren Teile weiterverkauft und den Rest verschrottet. Eine andere, noch funktionsfähige Maschine soll nach Weissrussland verkauft und dort aufgebaut werden, um dann wieder Karton zu produzieren (siehe Kasten).

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