Bis Ende Oktober hatten Unternehmen Zeit, sich für 2014 für oder gegen einen Wechsel ihres Stromanbieters zu entscheiden. «Wir rechnen mit einer sehr grossen Wechselrate im nächsten Jahr», erklärte Renato Tami, Geschäftsführer der Stromüberwachungsbehörde Elcom, Anfang September gegenüber «ECO». Und er hat Recht behalten.
Eine Umfrage nach Ablauf der Frist zeigt: 27 Prozent der 27'000 berechtigten Unternehmen beschaffen ihren Strom neu auf dem freien Markt. Das hat Elcom heute bekannt gegeben. Damit haben sich rund 7300 Unternehmen für diesen Schritt entschieden – doppelt so viele wie vor einem Jahr.
Unternehmen können nur dann einen solchen Wechsel vollziehen, wenn sie mehr als 100‘000 kWh Strom pro Jahr verbrauchen. Insgesamt wird 2014 fast die Hälfte der Energie in der Schweiz auf dem freien Markt beschafft werden: 47 Prozent. In diesem Jahr waren es noch 28 Prozent, 2011 gar nur 13 Prozent.
Es seien vor allem Verbraucher mit besonders grossem Verbrauch, die gewechselt hätten, sagt Renato Tami am Montag gegenüber «ECO». KMUs seien hier weniger vertreten.
Trendwechsel wegen sinkender Strompreise
Bereits seit 2009 können Grossunternehmen ihren Strom auf dem freien Markt einkaufen. Da dies aber lange Zeit teurer war als der Strom in der Grundversorgung, haben bisher nur wenige Unternehmen von dieser Teil-Liberalisierung des Strommarktes profitiert. Seit die Preise an den europäischen Strombörsen sinken, ist das anders.
Der Elcom-Geschäftsführer, Renato Tami, bestätigt: «Die Beschleunigung kommt jetzt vor allem, weil die Grossverbraucher am Terminmarkt davon ausgehen können, dass der Preis in der Grundversorgung vermutlich weiterhin auf dem Niveau verharren wird, auf dem er jetzt ist – und die Marktpreise eher günstiger werden oder auf dem jetzigen Niveau verharren werden.»
Das Schweizer System mit über 700 Stromverteilern, wechselseitigen Abhängigkeiten und unübersichtlichen Besitzverhältnissen – es wird gründlich durchgeschüttelt werden.
Mit Schweizer Strombörse weiter in Richtung Liberalisierung
Ein weiterer Schritt zur Liberalisierung des Schweizer Strommarkts wird die Gründung einer hiesigen Strombörse sein. Sie soll als Tochter der in Paris ansässigen Strombörse Epex Spot fungieren.
Am 6. November 2013 haben Epex Spot und die Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid eine Vereinbarung über ein so genanntes «Market Coupling» unterschrieben. Damit soll das Schweizer Stromnetz auch den umliegenden, bereits gekoppelten Märkten zur Verfügung stehen. Aus den verfügbaren Kapazitäten und den Geboten der Marktteilnehmer bilden die Strombörsen ihre Preise.
Zuvor müssen allerdings sowohl auf EU- als auch auf Schweizer Ebene mehrere Behörden ihr Einverständnis geben. Laut Renato Tami wird die Schweizer Strombörse frühestens Mitte 2014 ihre Tätigkeit in Bern aufnehmen können.