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Nick Schaude: «Kapseln sollen wie Bananen kompostierbar sein»
Aus News-Clip vom 13.08.2015.
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Wirtschaft Nespresso-Kapseln: Angriff aus der Öko-Ecke

Der Kaffee zum Kuchen kommt immer öfter aus Kapseln. Wer davon das grösste Stück bekommt, darüber streiten sich verschiedene Anbieter. Einige versuchen es mit kompostierbaren Kapseln.

Die Nestlé-Tochter Nespresso und Konkurrenten verkaufen laut Schätzungen mittlerweile 18 Milliarden Kapseln pro Jahr. In der Schweiz machen die Kapseln den grössten Anteil – fast die Hälfte – des Kaffeekonsums aus. Sie sind praktisch – erzeugen aber auch Müll und ein schlechtes Gewissen. Nespresso setzt auf wiederverwertbares Aluminium. Nun bekommt die Nummer eins aber immer mehr Konkurrenz von Anbietern, die biologisch abbaubare Kapseln produzieren.

Anbieter bereit für die Expansion

Zu ihnen gehört etwa Nick Schaude mit seinem Unternehmen Swiss Coffee Company. «Die ursprüngliche Idee mit den Kaffeekapseln ist zwar genial, aber der daraus resultierende Abfallberg konnte ich nicht verstehen», sagt Schaude.

Schaude hat hohe Ziele. «Wir wollen in den nächsten 10-15 Jahren die Nummer drei im Schweizer Kaffeekapselmarkt sein.» Bisher gab es das Produkt nur in Bio-Läden, allerdings sind die Kapseln bald auch im Elektronikladen Euronics in Deutschland und der Schweiz erhältlich.

Legende:
Wer setzt in der Schweiz auf welchen Kaffee? Mehrfachangaben möglich. Statista

Jean-Paul Gaillard mischte von Anfang an im Geschäft mit den kompostierbaren Kapseln mit. Er hat Nespresso-kompatible Kapseln entwickelt, die biologisch abbaubar sind – aus Pflanzen und Stärke.

Der einstige Nespresso-Chef will seinen ehemaligen Arbeitgeber überholen. Aber das sei nicht das eigentliche Ziel. «Wir wollen den Konsumenten die Möglichkeit geben, intelligent und umweltschonend zu konsumieren, damit sie ihren Kindern eine intaktere Welt hinterlassen können.»

Mit dem italienischen Kaffeeröster Lavazza hat auch einer der weltweit grössten Kaffeeröster die kompostierbaren Kapseln für sich entdeckt. Noch sind die Kapseln von Lavazza aus Kunststoff. Das Unternehmen will aber noch dieses Jahr bio-abbaubare Kapseln auf den Markt bringen.

Lasche Normen über Abbaubarkeit

«Es gibt einen Trend Richtung kompostierbare, biologisch abbaubare Kapseln», bestätigt Chahan Yeretzian. Er kennt die Branche von innen, da er einst für Nestlé forschte und dies nun an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften über Kaffee tut. Die Kompostierbarkeit schaffe die Probleme der Ökobilanz des Kaffees in Kapseln aber nicht aus der Welt.

Die Normen darüber, wie Abbaubarkeit definiert werde, seien «sehr lasch». So dürften Produzenten ihre Kapseln etwa «bio-abbaubar» nennen auch wenn sie nicht mal aus nachwachsenden Rohstoffen – sondern aus Kunststoff – bestünden. Die biologische Abbaubarkeit könne zwar zertifiziert werden, sei aber noch sehr schwer umsetzbar.

Alu: «sehr gut» wenn recycelt

Die Nummer eins im Kaffee-Kapseln-Markt, Nespresso, setzt auf wiederverwertbares Aluminium. Nespresso schreibt in einer Mail an SRF: «Wir haben bisher kein anderes Material gefunden, das die Frische und Aromen des Kaffees besser schützen kann und gleichzeitig eine bessere Energiebilanz über den gesamten Lebenszyklus aufweist.»

«Aluminium schützt Lebensmittel sehr gut. Qualitativ ist es die beste Lösung», sagt Yeretzian. Bezüglich der Ökologie setzt er aber Fragezeichen, denn: «Die Herstellung von Aluminium braucht sehr viel Energie.» Dagegen angehen könne man nur, wenn die Kapseln gsammelt bzw. recycelt würden. «Dann ist Alu eine sehr gute Lösung», so Yeretzian.

Experten schätzen, dass die Recycling-Quote der Alu-Kapseln idealerweise bei gut 80 Prozent liegen müsste, damit sie eine gute Öko-Bilanz erreichen würden. Wie hoch die Recycling-Quote ist, verrät Nespresso allerdings nicht.

Je weniger Verpackung, desto ökologischer

Ob recycelbar oder bio-abbaubar – ökologisch sind die Vor- und Nachteile von Aluminium und dessen Alternativen nicht abschliessend beurteilbar. Schlussendlich hätten beide Systeme ihre Vorteile auf dem Markt und dem jeweiligen Konsumentensegment. «Schlussendlich ist der Griff ins Regal eine Frage der Lebensauffassung», sagt Chahan Yeretzian.

Die umweltschonendste Variante ist immer noch möglichst wenig Verpackung. Der Trend der Konsumenten geht laut Yeretzian jedoch in Richtung Verpackung von Einzelportionen. Das sei ein Problem. Denn: «Die Verpackung, die aus nachwachsenden Rohstoffen kommen, bio-abbaubar ist und höchste Qualität garantiert – diese gibt es noch nicht.»

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