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Schweizer Uhrenindustrie Nur das Luxussegment spürt eine Abkühlung

Weniger Umsatz und weniger Aussteller an der Baselworld. Doch von einer Krise mag SRF-Wirtschafts-Redaktor Massimo Agostinis nicht sprechen.

SRF News: Die Schweizer Uhrenindustrie sei in der Krise, heisst es. Als Beweis wird auf die rückläufigen Exportzahlen und den Rückgang der Aussteller an der diesjährigen Baselworld verwiesen. Ist sie tatsächlich in einer Krise?

Massimo Agostinis: «Krise» würde bedeuten, dass Tausende von Arbeitsplätzen verschwunden sind und viele Firmen geschlossen haben. Das ist nicht der Fall. Fakt ist, dass in den letzten zwei Jahren die Exporte zurückgegangen sind. Sie sind aber nicht eingebrochen.

2014 exportierte die Uhrenindustrie für 22 Milliarden Franken Uhren ins Ausland. Jetzt sind es nur noch 19 Milliarden. Das ist doch ein grosser Rückgang?

Das ist ein zu kurzes Zeitfenster. 2009 lagen die Uhrenexporte noch bei 13 Milliarden Franken. Dann, mitten in der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise, ist es der Uhrenindustrie gelungen, ihre Exporte massiv auszuweiten – um über 50 Prozent! Es war allen klar, dass dieses Fest nicht ewig dauern würde. Jetzt kommt die nach solchen Boomzeiten übliche Abkühlung. Gründe dafür gibt es viele: Die Märkte sind gesättigt, Ereignisse wie die Terroranschläge in Europa verunsichern die kaufkräftigen Touristen, in Hongkong gab es politische Unruhen – um nur einige zu nennen.

Tatsächlich scheint der Gesamtmarkt zu schrumpfen: An der Baselworld hat es dieses Jahr 200 Aussteller weniger als letztes Jahr.

Es sind aber nicht Uhrenfabriken oder Zulieferer weggefallen, sondern vorwiegend Firmen, die im Hauptgeschäft z.B. Schuhe herstellen. Und Kleider. Und dann auch noch Uhren und Schmuck. Diese Firmen, für die Uhren nur ein nettes Accessoire sind, leiden tatsächlich wegen der Nachfrageschwäche. Zudem hat Baselworld ihre Qualitätsanforderungen an die Aussteller erhöht. Auch das hat dazu geführt, dass Aussteller weggefallen sind.

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Das Geschäft mit der Zeit ist härter geworden
Aus Tagesschau vom 22.03.2017.
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Aber einer der grössten Luxusgüterkonzerne, die französisch-schweizerische Richemont-Gruppe, hat Leute im Uhrensektor entlassen.

Das ist richtig. Es waren vor allem die Luxusmarken, die in den boomenden Jahren ihre Wiederverkäufer auf der ganzen Welt angehalten haben, immer noch mehr Uhren zu bestellen. Bis die Lager platzten. Fragen Sie aber die kleinen und mittelgrossen Unternehmen, die nicht im Luxussegment aktiv sind, so hören Sie überall das gleiche: «Wir haben keine Krise. Wir haben die Preise in der Boomzeit nur moderat angehoben. Wir haben unsere Wiederverkäufer nicht angehalten, viel zu viel zu bestellen. Wir wachsen moderat.» Die Abkühlung spürt also vor allem das Luxussegment. Dies, nachdem es wie gesagt ein paar Jahre lang eine Riesenparty feiern konnte.

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