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Corona-Pandemie verschärft die Versorgungslage
Aus ECO vom 06.04.2020.
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Öffnung der Pflichtlager Genügend Nahrung – zu wenige Medikamente

Getreide, Medikamente, Treibstoff: Die Schweiz hortet Vorräte für Notlagen. Ein erstes Lager wird bereits angezapft.

Ohne Importe müsste die Schweiz hungern. Sie hätte zu wenig Getreide, damit Firmen Teigwaren herstellen können. Bauern hätte tiefere Ernten, weil Stickstoff-Dünger fehlen würde. Der Verkehr käme zum Erliegen – mangels Benzin.

Für den Fall, dass diese lebensnotwendigen Importe stocken, hält die Schweiz Pflichtlager für Nahrungsmittel, Heilmittel, Treib- und Brennstoffe und Stickstoff. Sie können dann freigegeben werden. Dieser Fall ist mit der Corona-Pandemie nun teilweise eingetreten.

Wer sie betreibt, und wer sie bezahlt

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Der Bund hält die Pflichtlager nicht selbst, er auferlegt dies rund 300 Unternehmen. Sie importieren und verarbeiten die Ware.

Die Firmen wiederum überwälzen die Kosten auf die Konsumenten. Wer etwa Reis kauft, bezahlt eine kleine Abgabe für das Reislager. Pro Einwohner und Jahr sind das im Schnitt rund 12 Franken.

So steht es um die Pflichtlager:

Nahrungsmittel

«Die Pflichtlager sind voll», sagt Hans Häfliger, Chef der Réservesuisse, der verantwortlichen Genossenschaft, zu «ECO». «Wir sind weit davon entfernt, sie öffnen zu müssen.»

Allerdings: Firmen brauchten mehr Geduld, um Ware zu importieren.

Und: Der Bund musste vergangene Woche Lebensmittel-Importe vereinfachen, um die Versorgung sicherzustellen.

Das sind die Nahrungsmittel-Pflichtlager

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In den Pflichtlagern liegen Getreide, Reis, Zucker, Kaffee, Speiseöle sowie Energie- und Proteinträger für zwei bis vier Monate.

Unter anderem müssen Nestlé, Migros, Coop und zahlreiche Mühlen Nahrungsmittel-Pflichtlager halten.

Heilmittel

Beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL rechnet man damit, dass demnächst Pflichtlager für Antibiotika geöffnet werden müssen, weil Spitäler auf Vorrat bestellen.

Ueli Haudenschild, Leiter Ernährung und Heilmittel beim BWL, sagt dazu: «In einer Pandemie-Situation, in der viel mehr nachgefragt wird nach bestimmten Gütern, die im Normalfall nur eine ganz kleine Anwendung haben, braucht es andere Mechanismen. Es braucht dann neben den Pflichtlagern ein Lager beim Bund oder ein Lager bei den Spitälern».

Das sind die Heilmittel-Pflichtlager

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Der Bund schreibt vor, dass Pharma-Unternehmen Notfall-Rationen etwa von Impfstoffen, Schmerzmitteln und Antibiotika für zwei bis vier Monate lagern müssen.

Mehrere Dutzend Mal mussten Pflichtlager in den vergangenen Jahren angezapft werden – vor wenigen Tagen jenes für ein starkes Schmerzmittel für Corona-Patienten.

Etwa 70 Unternehmen halten derzeit Heilmittelbestände als Pflichtlager. Darunter auch Novartis und Roche.

Die Genossenschaft Helvecura, welche die Lager im Auftrag des Bundes organisiert, legt die Pflichtlagermenge pro Unternehmen fest und zwar proportional zur Gesamtmenge anhand der im vergangenen Kalenderjahr im Inland in Verkehr gebrachten Warenmenge.

Mineralöl-Produkte

Die Pflichtlager seien voll und müssten nicht freigegeben werden, sagt Andrea Studer, Geschäftsleiterin von Carbura, zu «ECO». Die Genossenschaft organisiert im Aufrag des Bundes die Pflichtlager für Mineralöl-Produkte.

Allerdings: Wegen des schönen Wetters sinkt der Rheinpegel, sodass die Tank-Schiffe nicht voll beladen werden können.

Das sind die Mineralöl-Pflichtlager

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Die Pflichtlager für Benzin, Diesel und Heizöl reichen für viereinhalb Monate. Flugbenzin wird für drei Monate vorrätig gehalten. Per Ende 2018 betrugen die Pflichtlagerbestände an Mineralöl-Produkten rund 221 Millionen Liter.

Laut Geschäftsbericht der Schweizerischen Erdölvereinigung wurde Rohöl in den vergangenen Jahren vor allem aus Nigeria, Libyen und Kasachstan importiert. Physisch gelangen die Treibstoffe per Pipeline, Schiff und Bahn in die Schweiz.

Unternehmen, die pro Jahr mehr als 3 Millionen Liter Treibstoffe importieren, werden automatisch in die Pflichtlagerhaltung eingebunden.

Aktuell sind das rund 60 Firmen – unter anderem das Energie-Unternehmen Varo, das die noch einzige Schweizer Raffinerie in Cressier (NE) betreibt und etwa 25 Prozent der Mineralöl-Produkte für den Schweizer Markt herstellt.

Zudem sorgt Carbura auch dafür, dass in der Schweiz Erdgas für 4.5 Monate vorrätig ist.

Stickstoff-Düngemittel

Im Moment sei genügend Ware vorhanden, eine Freigabe der Pflichtlager darum kein Thema, sagt Tony Henzen, Geschäftsleiter von Agricura zu «ECO». Die Genossenschaft organisiert im Auftrag des Bundes die Pflichtlager.

Stickstoffdünger sei gemäss Tony Henzen extrem wichtig: «Pflanzen brauchen den Stickstoff als Wachstumsmotor. Ohne zusätzlichen Stickstoff müssten wir mit Ernteausfällen von bis zu 50 Prozent rechnen».

Um eine Ernte sicherzustellen, sind laut Agricura 17'000 Tonnen nötig. Die Pflichtlager reichen aktuell für ein Jahr.

Das sind die Stickstoff-Pflichtlager

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Stickstoff-Düngemittel kommen praktisch zu 100 Prozent aus dem Ausland. Bis vor drei Jahren wurde noch ein Viertel des Bedarfs in der Schweiz hergestellt.

Als Massengut werden die Dünger via Rheinschifffahrt nach Birsfelden bei Basel transportiert.

Importeure und Hersteller von Stickstoffdüngemittel müssen jeweils einen Anteil, gemessen an ihrem Marktanteil, als Pflichtlager halten.

Aktuell sind es 18 Unternehmen. Darunter die Firma Landor, eine Tochter des Agrarkonzerns Fenaco. Landor hält rund 25 Prozent aller Stickstoff-Pflichtlager.

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Volle Pflichtlager bei Nahrungsmitteln
Aus ECO vom 30.03.2020.
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ECO vom 6.4.2020

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