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Wirtschaft Pensionskassen: Hunderte Millionen lassen sich sparen

Banken und Vermögensverwalter verdienen pro Jahr etwa 4 Milliarden Franken Gebühren und andere Entschädigungen an der Verwaltung von Pensionskassengeldern. Weil die Renditen wegen der tiefen Zinsen mager sind, wiegen diese Kosten immer schwerer. Zum Nachteil der Versicherten.

Das Anlegen von Geld ist wegen der Negativzinsen derzeit besonders anspruchsvoll. Gerade mal 1 Prozent haben Schweizer Pensionskassen im vergangenen Jahr gemäss der Umfrage des Vorsorge-Dienstleisters Swisscanto auf ihren Vermögen erwirtschaftet. Wohlgemerkt: brutto. In absoluten Zahlen: rund 7 Milliarden Franken.

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Legende: Nur 3,8 von 7 Milliarden Franken bleiben für die Versicherten übrig. SRF

Bei derart tiefen Erträgen sind die Kosten für die Verwaltung der Vermögen bedeutend. 0,44 Prozent haben Banken und Vermögensverwalter im Jahr 2015 auf die knapp 581 Milliarden Vermögen der an der Studie teilnehmenden Pensionskassen verrechnet.

Das klingt wenig, ist aber in absoluten Zahlen und im Vergleich zum Vermögenszuwachs gemessen viel: 2,6 Milliarden Franken. Oder mehr als ein Drittel des Brutto-Ertrags. Hinzu kommen nochmals ein halbe Milliarde Franken reine Administrationskosten, die die Pensionskassen selber ihren Versicherten verrechnen.

Versteckte Kosten

Dabei wäre das Sparpotenzial gross. Bis zu einer Milliarde Franken pro Jahr, schätzt Reto Tarreghetta, Experte für Vermögensverwaltungskosten. «Für die Versicherten zählt am Ende nur die Rendite nach Abzug aller Kosten», sagt er. Seine Firma Novarca hat sich auf die Analyse von Kosten der Vermögensverwaltung spezialisiert und ist international tätig.

Generell liessen sich drei Kosten-Kategorien unterscheiden:

  • Erstens Managementgebühren. Sie sind am wichtigsten. Denn dort liegen die grössten Einsparmöglichkeiten.
  • Zweitens Transaktionskosten. Beispielsweise Geld-Brief-Spannen, die beim Kauf oder Verkauf von Wertschriften erhoben werden.
  • Und drittens die so genannten Haltekosten. Darunter fallen unter anderem die Depotgebühren.

Das Schwierige: Ein Teil all dieser Kosten ist transparent ausgewiesen. Ein anderer Teil ist versteckt. Hinzu kommen ebenfalls nicht sichtbare Ineffizienzen beispielsweise bei der Strukturierung von Währungsabsicherungen.

Günstigere Konditionen sind durchsetzbar

Sind Einsparungen einmal identifiziert, handelt er im Auftrag der jeweiligen Pensionskasse mit den Banken und Vermögensverwaltern neue Konditionen aus. «Der Schweizer Pensionskassenmarkt ist hart umkämpft und lukrativ», sagt er. In der Regel würden die Anbieter die neuen Bedingungen akzeptieren, um ihr attraktives Mandat bei einer Pensionskasse für die nächsten Jahre halten zu können. Anstoss und Initiative, die Vermögensverwaltungskosten umfassend zu überprüfen und neu auszuhandeln, müssten letztlich vom Stiftungsrat einer Pensionskasse, dem obersten Organ, ausgehen.

Reto Tarreghetta
Legende: «Unsichtbare oder nicht direkt ausgewiesene Kosten oder Gebühren» – Reto Tarreghetta ortet grosses Sparpotenzial. SRF

Nicht nur im heutigen Umfeld, sondern grundsätzlich immer, würden die Stiftungsräte die Höhe der Kosten in ihre Überlegungen miteinbeziehen, schreibt der Schweizer Pensionskassen-Verband ASIP. Zudem greife es zu kurz, den Fokus allein auf die Kosten zu legen: «Letztlich kommt es auf die erzielten Netto-Erträge an und nicht einfach nur auf die Kosten.»

Man sei sich der Problematik auf Seiten der Pensionskassen zwar bewusst, hält Kosten-Experte Tarreghetta dagegen, aber die Stiftungsräte würden noch zu wenig handeln. Obwohl die Kostenoptimierung bei der Vermögensverwaltung ein risikoloser Weg ist, die Rendite zu verbessern. Zugunsten aller Versicherten.

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