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Regulierung von Bitcoins «Südkorea steckt in einem riesigen Dilemma»

Südkoreas Präsident Moon Jae-In will strengere Regeln für Bitcoins einführen. Journalist Martin Fritz erklärt, weshalb dies zwar nötig, ein Verbot aber wahrscheinlich chancenlos ist.

SRF News: Warum macht sich ausgerechnet die Regierung in Südkorea solche Sorgen um die Kryptowährung Bitcoin?

Martin Fritz: Es gibt zwei Gründe: Einerseits steckt die Regierung in einem riesigen Dilemma. Geschätzte drei Millionen Südkoreaner haben Geld in Bitcoins und andere Kryptowährungen investiert und handeln damit. Diese Handelsplattformen sind nicht staatlich reguliert, ihr Geld nicht sicher. Die Regierung will aber ihr Versäumnis nicht zugeben. Das zweite Problem sind nordkoreanische Hacker, die Anbieter von Kryptowährungen in Südkorea letztes Jahr immer wieder angegriffen und bestohlen haben. Auch darüber will die Regierung nicht sprechen, weil sie Angst hat, die innerkoreanische Annäherung vor den Olympischen Winterspielen in Südkorea zu stören. Aus Sorge vor Spekulation spricht sie jetzt von einer Regulierung.

Sie sagen, die südkoreanische Regierung habe es verpasst, den Bitcoinmarkt zu regulieren. Was hätte sie denn tun sollen?

Das Vorbild wäre Japan gewesen, wo die Finanzaufsicht aus der Pleite des Bitcoinhändlers Mt. Gox vor fast vier Jahren radikale Konsequenzen gezogen hat. Man hat in Japan Kryptowährungen als Zahlungsmittel zugelassen. Aber die Händler für die Währungsplattformen brauchen eine staatliche Lizenz. Dafür müssen sie genug Eigenkapital vorweisen, um auch einen Diebstahl zu überleben. Und sie müssen alle Kunden eindeutig identifizieren. In Südkorea gibt es nichts dergleichen. Dort dürfen Kunden anonyme Konten einrichten und auf nicht lizenzierten Plattformen handeln. Erst jetzt hat die Regierung damit angefangen, Inhaber anonymer Konten zu zwingen, ihre Identität offenzulegen. Das kommt viel zu spät.

Ein Handelsverbot wäre politischer Selbstmord für Präsident Moon, aber auch für die Abgeordneten, die für das Gesetz stimmen müssten.

Wie stehen die Chancen, dass Südkorea tatsächlich strengere Regulierungen für die Kryptowährung Bitcoin beschliesst?

Die Anleger sind überwiegend zwischen 20 und 40 Jahre alt. Damit gehören sie zur ökonomisch benachteiligten jüngeren Generation in Südkorea. Sie sehen in den virtuellen Währungen offenbar eine letzte Chance, doch noch an das Geld für die eigentlich unerschwinglich gewordene Eigentumswohnung zu kommen. Sie haben bei den Wahlen für den liberalen Präsidenten Moon Jae-In gestimmt. Er hat ihnen mehr soziale Gerechtigkeit versprochen. Unter diesen Umständen wird es wohl kein Handelsverbot für Cybergeld geben. Denn das würde bedeuten, dass viele Menschen ihre Einlagen aufgrund eines staatlichen Eingriffs verlören. Das wäre politischer Selbstmord für Präsident Moon, aber auch für die Abgeordneten, die im Parlament für das Gesetz stimmen müssten. Die Verbotskeule ist viel zu gross.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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