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Wirtschaft Schwedens Rentensystem: politikfreie Zone

Schweden hat sein Rentensystem Mitte der 1990er-Jahre fundamental umgebaut. Aus dem einst luxuriösesten Vorsorge-Modell Europas wurde ein System, in welchem Renten automatisch sinken, wenn die Beiträge die laufenden Renten nicht decken. Die Politik hat darauf keinen Einfluss.

Die Schweden zahlen 18,5 Prozent ihres pensionsfähigen Einkommens in die Rentenkasse ein. Davon gehen 16 Prozent in den Topf, aus dem die laufenden Renten finanziert werden. Auch wenn es sich um einen Gesamttopf handelt, erhält jeder Schwede ein fiktives Konto und einen jährlichen Ausweis über sein persönliches, angespartes Guthaben. Dieser Teil des Rententopfes funktioniert nach dem Umlageverfahren.

Schweden entscheiden, wer ihre 2. Säule verwaltet

Die übrigen 2,5 der 18,5 Prozent, die jeder Schwede einzahlt, fliessen auf ein persönliches Rentenkonto, vergleichbar mit der 2. Säule in der Schweiz. Anders als hierzulande können die Schweden selbst entscheiden, von wem sie diesen kapitalgedeckten Teil ihrer Rente verwalten lassen.

Video
Das schwedische Vorsorge-System
Aus ECO vom 24.11.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 7 Sekunden.

Sie können aus rund 500 privat verwalteten Anlagefonds auswählen. Wer sich das nicht zutraut, kann sich für den Staat als Pensionsmanager entscheiden. Ein Wechsel von einem Fonds zu einem anderen ist ebenfalls möglich. Damit hängt die Verzinsung dieses Teils der Rente vom Geschick des jeweiligen Fondsmanagers ab.

Die Verzinsung des grösseren Rententopfes ist hingegen für alle Arbeitnehmer gleich. Sie hängt davon ab, wie sich die realen durchschnittlichen Löhne in Schweden entwickeln. In Zeiten steigender Löhne steigt die Verzinsung des Rentenkapitals. In einer Wirtschaftskrise hingegen können die Löhne stagnieren oder sogar sinken. Entsprechend würde auch die Verzinsung des Rentenkapitals stagnieren oder sogar sinken. Vor der Finanzkrise, im Jahr 2005, beispielsweise lag dieser Zins bei 2,75 Prozent. Aktuell liegt er bei 1,6 Prozent.

An wirtschaftliche und demografische Entwicklung angepasst

Auf diese Weise werden die Rentenverpflichtungen regelmässig an die tatsächliche Wirtschaftslage angepasst. Doch damit nicht genug: Wenn ein Schwede sich entscheidet, zum frühestmöglichen Zeitpunkt – mit 61 Jahren – in Rente zu gehen, wird sein Rententopf erneut an die Realität angepasst: Sein Guthaben wird durch die durchschnittliche Lebenserwartung aller Schweden seines Jahrgangs dividiert. Damit wird sichergestellt, dass seine Rente auch tatsächlich bis an sein – mutmassliches – Lebensende reicht und nicht schon vorher aufgebraucht ist.

Rentensenkungen automatisch – Politiker aussen vor

Zudem wird überprüft, ob zum Zeitpunkt seiner Pensionierung die Beiträge aller Schweden – also die Einnahmenseite der Rentenbilanz – sämtliche Rentenverpflichtungen – also die Ausgabenseite – decken. Sind es zu wenige Beiträge, weil es weniger Beitragszahler gibt oder diese weniger eingezahlt haben, werden die laufenden Renten aller Schweden automatisch gesenkt. Damit sind allfällige Rentenanpassungen dem Einfluss schwedischer Politiker entzogen.

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