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Wirtschaft Sind Verwaltungsräte heute verantwortungsbewusster?

Spätestens seit dem Swissair-Debakel überlegen sich Kandidaten zweimal, ob sie ein Verwaltungsratsmandat annehmen wollen. Davon sind Experten überzeugt. Denn viel grösser ist heute das Risiko, bei Problemen an den Pranger gestellt zu werden.

Was sich hinter den verschlossenen Türen auf den Teppich-Etagen der Unternehmen zuträgt, ist schwer zu beurteilen. Verwaltungsräte und Topmanager sind verschwiegen. Sie tragen ihre Konflikte selten nach aussen und regeln ihre Dispute unter sich. Mit dem sofortigen Rücktritt als Verwaltungsratspräsident der Zürich Versicherung hat Josef Ackermann nun Friktionen mit seinem überraschend verstorbenen Finanzchef offengelegt.

Stärker in der Pflicht?

Der Entscheid Ackermanns erstaune, sei aber – ohne die Details zu kennen – ein Stück weit nachvollziehbar, sagte Michèle Etienne, die bei der Firma GetDiversity Verwaltungsräte vermittelt und berät. Und weiter: «Es ist schon so, dass der Verwaltungsratspräsident als oberster Kopf eines Unternehmens in Krisensituationen, wenn es um den Schutz der Reputation des ganzen Unternehmens geht, teilweise zu einen solchen drastischen Schritt greifen muss.»

Mit seinem Rücktritt will Ackermann also offenbar verhindern, dass der Konzern in die Gerüchteküche gerät, sprich dass darüber spekuliert wird, ob er als Präsident sein Amt möglicherweise überstrapaziert hat.

Dass ein Präsident demonstrativ vorbeugend die Verantwortung übernimmt, war nicht immer so: Früher habe das Sammeln von Verwaltungsratsmandanten schlicht zum guten Ton gehört, stellt André Batterman fest. Er ist mit seiner Firma «Batterman Consulting» in der Kaderberatung tätig. Über Verantwortlichkeiten hätten sich die meisten kaum je gross Gedanken gemacht.

Swissair-Grounding als Wendepunkt

Doch dann kam das Grounding der Swissair: Laut Batterman war dies ein auslösender Fall: «Denn es ging plötzlich auch um öffentlich-rechtliche Verantwortlichkeit, Haftung für Steuern und Sozialabgaben sowie die strafrechtliche Verantwortung.» Seither überlegten es sich die Kandidaten zweimal, welches Mandat sie annehmen wollten und seien sich der Verantwortung viel bewusster.

Gut möglich, dass manch ein Verwaltungsratspräsident deshalb auch stärker ins operative Geschäft des Top-Managements hineinredet. Konflikte werden nicht mehr einfach unter den Teppich gekehrt, wie das früher vielleicht noch der Fall war. Heute werden Konflikte zwischen Management und Aufsichtsgremium ausgetragen. Die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens ist sicherlich anspruchsvoller geworden.

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