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Unternehmen bleiben privat Die Börse verliert ihre Attraktivität

Viele Unternehmen gehen dieses Jahr an die Schweizer Börse. Doch der langfristige Trend ist negativ.

Das Börsenjahr 2018: Das laufende Jahr könnte das aktivste an der Schweizer Börse seit der Finanzkrise werden. Seit Januar haben nämlich bereits neun Unternehmen den Schritt an den Kapitalmarkt gewagt. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2017 waren es zehn.

Die langfristige Entwicklung: Anders als die bisherigen Zahlen von 2018 suggerieren, geht die Zahl der an der Börse kotierten Unternehmen langfristig zurück. So wurden etwa in Zürich zu Beginn des Jahrtausends Titel von mehr als 400 Unternehmen gehandelt – heute sind es noch 260. In den USA hat sich die Zahl der Börsenfirmen in den letzten 20 Jahren sogar halbiert. Ausserdem gibt es dort heute dreimal mehr sogenannte Unicorns – zu Deutsch Einhörner – als 2014. Dabei handelt es sich um Jungunternehmen mit einem Marktwert von über einer Milliarde Dollar, die im privaten Besitz verbleiben. Das bekannteste von über 150 solchen Einhörnern ist wohl die Buchungsplattform Airbnb.

Eine Person geht an einem SIX-Logo vorbei.
Legende: In Zürich werden heute Titel von 260 Unternehmen gehandelt – zu Beginn des Jahrtausends waren es noch über 400. Keystone

Die Gründe für den Rückgang: Schweizer Firmen können die Börse verlassen, weil sie von ausländischen Konzernen übernommen werden. In jüngster Zeit mehren sich aber auch Stimmen von Managern, welche die regulatorischen Hürden für den Rückgang zumindest mitverantwortlich machen. Tatsächlich ist der administrative Aufwand für die Börsenunternehmen seit der Jahrtausendwende gestiegen. Manager kommen deshalb oft zum Schluss, dass sie mit ihrem Unternehmen lieber eine private Gesellschaft bleiben und das Geld, das ein Börsengang einbringt, anderweitig zu beschaffen.

Weitere Ursachen: Ein Börsenunternehmen muss sich in die Bücher schauen lassen und detaillierte Zahlen zu den einzelnen Geschäftszweigen veröffentlichen. Diese Zahlen sieht auch die Konkurrenz. Vor allem für kleinere Firmen, die an der Börse sind, steigt dadurch die Gefahr einer Übernahme durch einen Grosskonzern, besonders wenn sie in einem Bereich herausragend geschäften. Hinzu kommt das grundsätzliche Spannungsfeld, dem alle Börsenfirmen ausgesetzt sind: Während eine gute Unternehmensführung langfristig orientiert ist, fixiert sich die Börse auf die kurzfristige Gewinnoptimierung und setzt das Management unter Druck.

Argumente für einen Börsengang: Der wichtigste Grund, an die Börse zu gehen, bleibt die Beschaffung von Kapital, beispielsweise um grössere Investitionen stemmen zu können. Auch wenn ein Firmengründer sein Unternehmen verkaufen will, ist der Börsengang eine Option. Hinzu kommt der Werbeeffekt, der dabei entsteht.

Die Folgen von weniger Börsenfirmen: Die Transparenz leidet. Wenn ein Unternehmen nicht an der Börse ist, ist es eine private Aktiengesellschaft, die der Öffentlichkeit keine Rechenschaft schuldig ist. Es muss also etwa nicht offenlegen, wie viel die Führungsetage verdient. Ausserdem haben die sinkenden Zahlen von Börsenfirmen Folgen für die Anleger, weil die Auswahl an handelbaren Aktien immer kleiner wird. Pensionskassen zum Beispiel legen ihr Geld oft nicht direkt an, sondern investieren in einen gesamten Index. Wenn nun weniger Unternehmen an der Börse sind, bildet der Index auch immer weniger die reale Wirtschaft ab.

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Langfristig gesehen immer weniger Börsengänge
aus SRF 4 News aktuell vom 16.07.2018.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 13 Sekunden.

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