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Erschwerte Bedingungen für Schweizer Aluminium-Exporte
Aus Rendez-vous vom 15.05.2018. Bild: Keystone
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Wegen US-Zöllen für China EU-Kunden müssen Alu-Importe aus der Schweiz belegen

  • Die EU hat neue Regeln für Alu-Importe aufgestellt. Auch die Schweiz ist davon betroffen.
  • Neu muss der Abnehmer der Produkte in der EU dokumentieren, woher das Aluminium stammt, wenn es aus dem Nicht-EU-Raum eingeführt wird.
  • Die Schweizer Alu-Hersteller befürchten, dass sich ihre Kunden deshalb von ihnen abwenden könnten.

Seit letztem Montag können die rund 70 Schweizer Aluminium-Hersteller ihre Rohre, Stangen, Profile oder Bleche ihren Kunden in Europa nicht mehr einfach zustellen wie bisher. Die EU hat sogenannte Überwachungsmassnahmen eingeführt.

Die Auswirkungen von Trumps Zöllen

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Seit Mitte März werden chinesische Aluminium-Importe in die USA mit Zöllen belegt. Die EU befürchtet, dass China mehr Aluminium nach Europa verkaufen wird und Europa damit überschwemmt. Um zu wissen, was woher kommt, überwacht die EU seit dieser Woche die Aluminium-Importe aus Nicht-EU-Ländern. Auch die Schweiz ist betroffen. Schweizer Aluminium-Hersteller laufen Gefahr, europäische Kunden zu verlieren.

Marcel Menet ist Geschäftsführer des Aluminiumverbandes Schweiz. Er erklärt die neuen Spielregeln: «Für Exporte in die EU-Länder müssen die Schweizer Werke neu sogenannte Überwachungsdokumente vorlegen. Diese Dokumente müssen von den EU-Importeuren gelöst werden, das heisst, von den Kunden.»

Das bedeute zusätzlichen administrativen Aufwand für die Kunden. Weil die neue Lizenz für diese Überwachungspapiere immer für vier Monate gilt, müssen die europäischen Kunden abschätzen, wie viele Produkte aus Alu sie von ihren Schweizer Lieferanten in den nächsten vier Monaten wollen. Wenn jemand doch mehr braucht, muss er eine neue Lizenz beantragen. Fünf Prozent mehr werden noch toleriert.

Die neuen Regeln sind kompliziert und könnten Folgen haben: «Es besteht durchaus das Risiko, dass die Kunden im EU-Raum neue Lieferanten suchen, weil es ihnen zu dumm wird», sagt Menet. Untätig ist der Verband natürlich nicht. Zurzeit weilt eine Delegation der Schweizer Alu-Industrie in Brüssel. «Da wird diskutiert, welche schwerwiegenden Konsequenzen das hat.»

Schweiz produziert wichtige Teile

Nur Bittsteller sei man in Brüssel nicht, glaubt Menet. Denn die Schweizer Alu-Firmen würden hoch spezialisierte Teile für europäische Kunden bauen: «Beispielsweise stellen wir wichtige Komponenten für die EU-Autoindustrie, die Schienenindustrie oder den Flugzeugbau her. Da haben wir Trümpfe in der Hand.»

Grundsätzlich sind die Alu-Märkte der Schweiz und der EU stark integriert. Rund 450'000 Tonnen Alu-Produkte fliessen von der Schweiz in die EU, und etwa gleich viel kommt von der EU in die Schweiz hinein.

Die EU-Überwachung der Aluminium-Importe zielt im Grunde gegen China, das in den letzten zehn Jahren enorme Alu-Kapazitäten aufgebaut hat. Doch aus Sicht der EU ist die Schweiz genauso wie China ein Nicht-EU-Land.

Der EWR würde helfen

In einer komfortableren Lage befinden sich Norwegen, Island und Liechtenstein. Diese Länder sind im EWR, und laut EWR-Vertrag dürfen keine handelspolitischen Schutzmassnahmen angewendet werden. Deshalb sagt der Geschäftsführer des Alu-Verbandes klipp und klar: «Hätten wir damals dem EWR zugestimmt, hätten wir die Probleme mit der EU heute nicht.»

Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco kommentiert die neuen EU-Schutzbestimmungen zurzeit nicht, weil die Gespräche mit der EU am Laufen seien.

Mit Schutzzöllen würde es noch schwieriger

Ingolf Planer, Chef der Alu-Menziken, wünschte sich, dass das Seco in Brüssel mehr Druck machen würde. Mehr als 80 Prozent der Alu-Menziken-Produkte gehen in die EU.

Planer erinnert daran: «Ich weiss, es betrifft nicht so viele Arbeitsplätze wie in der Pharmaindustrie, aber es sind trotzdem ein paar Familien davon abhängig, dass wir weiterhin Alu in der Schweiz produzieren können.»

Der Alu-Menziken-Chef betont dies, weil er befürchtet, dass die EU nach den Schutzmassnahmen ebenso wie die USA zu Schutzzöllen greifen wird. Und dann wäre eine Verlagerung der Schweizer Produktion an europäische Standorte nicht mehr zu umgehen, sagt Planer.

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