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Die beiden Studenten Bernhard Cloetta und Alex Baumgartner kurz nach ihrer Freilassung.
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Zwei Schweizer in den Fängen der Stasi

Bernhard Cloetta und Alex Baumgartner gehören zu den wenigen Schweizern, welche in die Fänge des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gerieten. Die beiden kundeten eine neue Fluchtroute aus und halfen einem DDR-Bürger über die Grenze. Doch die Stasi kam ihnen auf die Schliche.

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Vor 55 Jahren, im Jahr 1965, sitzen die beiden Studenten im berüchtigten Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen, nachdem sie im November verhaftet wurden. Sie wollen eine Fluchtroute für DDDR-Bürger austesten und wollen dafür mit Zug und Fähre nach Malmö - doch auf der Ostseeinsel Rügen werden sie geschnappt.

250 Tage lang im DDR-Knast. Ohne Beschäftigung. Ohne Kontakt nach aussen. Lange ohne Anklage. Cloetta muss 13 Mal zum Verhör antraben, bei Baumgartner sind es 115 Verhöre, weil er schon länger als Fluchthelfer aktiv war. Die Stasi-Beamten glauben, mit ihm einen grossen Fisch an Land gezogen zu haben. Denn: Sie vermuten, dass er Teil einer bekannten Fluchthelferorganisation ist, die einen Tunnel gegraben hat. Bei der anschliessenden Aktion starb ein Grenzbeamter - das wollen sie Baumgartner anhängen.

Es dauert rund eine Woche, bis die Schweizer Behörden und die Eltern der beiden von der Verhaftung erfahren. Sofort werden zwei CVP-Nationalräte eingeschaltet. Das Eidgenössische Politische Departement EPD (heute: EDA) macht gegenüber den DDR-Behörden Druck. Entweder, man lässt die beiden Schweizer frei, oder die DDR-Beamten erhalten keine Visa mehr für die Einreise in die Schweiz. Diese benötigen sie jedoch dringend: Die einzige DDR-Vertretung im Westen befindet sich in Genf. 

Der Druck wirkt. Nach 250 Tagen sind die beiden Schweizer zurück in der Freiheit. Ein unbekanntes Stück Schweizer Diplomatiegeschichte - diese Woche in der Zeitblende.

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