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Korrespondentenwoche Mein Kumpel, der König

König Willem-Alexander und seine Gattin, Königin Máxima, sind das absolute Glamour-Paar der Niederlande. Viele Organisationen reissen sich darum, die beiden einzuladen, wenn ein Jubiläum ansteht. Auch der ausländische Presseverband wollte seinen 85. Geburtstag gerne mit dem Königspaar feiern. Als Vorstandsmitglied habe ich, Korrespondentin in Amsterdam, hautnah miterlebt, was für den Empfang dieses hohen Besuches so alles geleistet werden muss.

Zwei Stunden und keine Sekunde länger: So lange sollten «Willy und Max», wie die beiden von ihren Untertanten ganz selbstverständlich genannt werden, ihre Aufwartung auf unserem Fest machen. Und damit in diesen zweimal sechzig Minuten auch ja alles mit rechten Dingen zugehen würde, mussten wir vom Vorstand des Ausländerpresseverbandes (bpv) mindestens zehn Sitzungen mit der königlichen Hofstatt über uns ergehen lassen.

Das Königspaar in elegeantem Ambiente.
Legende: SRF / Elsbeth Gugger

Während diesen, manchmal mehr als vier Stunden dauernden Besprechungen, wurde über jedes noch so erdenkliche Detail gesprochen. Ich erinnere mich, dass es einmal zwei geschlagene Stunden einzig und allein drum ging, ob die Damen-Toilette den Ansprüchen einer Königin genügen würde, für den Fall, dass Máxima mal müsste – schlussendlich musste sie nicht.

Uns sieben vom bvp-Vorstand wurde rasch klar, dass wir in Sachen Blaublüter totale Greenhorns waren. Natürlich komme das Königspaar nicht einfach, um mit uns das Glas zu heben, beschied uns der königliche Adjutant, dafür sei schon etwas Tiefgang nötig. Dem Mann schwebte ein ernsthaftes Gespräch vor, welches die königlichen Eheleute vor der offiziellen Zeremonie mit dem Vorstand – also mit uns – über unsere Arbeit als Niederlande-Korrespondentinnen und -Korrespondenten führen sollten.

Das Königspaar
Legende: SRF / Elsbeth Gugger

Gesagt getan: Die beiden kamen, strahlten, schüttelten Hände und stellten (die vom Hofstatt vorbereiteten) Fragen an uns. Es war gefühlt der einzige Punkt des minutiös erarbeiteten Protokolls, an den sich das Paar tatsächlich hielt. Danach scherten sich die beiden keine Sekunde mehr drum und redeten spontan und vor allem sehr ungezwungen in allen möglichen Sprachen mit den Anwesenden (obwohl wir zuvor von jedem potentiellen Gesprächspartner einen Lebenslauf hatten erstellen müssen).

Eine Apéro-Situation.
Legende: SRF / Elsbeth Gugger

Unter den Gästen befand sich auch Stefan Trechsel, der einzige Schweizer Richter am Jugoslawien-Tribunal in Den Haag. Dieser bat mich, ihn dem König vorzustellen. Der emeritierte Strafrechts-Professor war früher Präsident der Europäischen Menschenrechtskommission in Strassburg gewesen und hatte als solcher einen ganzen Tag mit Willem-Alexander verbracht, als dieser zum König «ausgebildet» worden war.

Willem und Maxima schütteln Trechsler die Hand
Legende: SRF / Elsbeth Gugger

«Königliche Hoheit», sprach ich «Willy» an, genauso, wie die Hofdamen uns das beigebracht hatten, «darf ich...». Noch bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte, schüttelte der König meine Hand und begrüsste mich freundlich. Dann runzelte er die Stirne, gab mir einen kumpelhaften Schlag auf meine linke Schulter und meinte: «Ach wie blöd von mir, Sie sind doch im Vorstand, mit Ihnen habe ich doch schon gesprochen.»

Der König, so wurde mit blitzschnell klar, ist auch nur ein Mensch – auch wenn seine Protokollhüter gerne einen Unsterblichen aus ihm machen möchten. Übrigens: Willem-Alexander konnte sich sehr gut an Stefan Trechsel erinnern; die beiden haben sich an jenem Abend noch lange angeregt unterhalten.

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