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Games Review: «Metal Gear Solid V: The Phantom Pain»

Supersöldner Snake schleicht durch Afghanistan, auf der Suche nach Rache: «Phantom Pain» ist der Abgesang von Hideo Kojima, dem genialen Querkopf und Erfinder der «Metal Gear»-Serie. Und was für einer! «Phantom Pain» ist das beste Schleichspiel überhaupt.

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Der Game-Tipp zu «Metal Gear Solid V: The Phantom Pain» (SRF 3)
06:57 min
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 57 Sekunden.

Hideo Kojima ist ein genialer Querkopf und gehört für mich in den Olymp des Game-Designs. Doch kurz fassen kann er sich nicht. Als junger Mann soll er «Kurz»-Geschichten mit bis zu 400 Seiten an Magazine gesandt haben. In «Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots» mästete er uns mit acht Stunden Zwischensequenzen. Und auch «Phantom Pain» ist überwältigend riesig.

Zuerst das Fazit: «Metal Gear Solid V: The Phantom Pain» ist nicht nur das beste Spiel der «Metal Gear»-Serie. Nein, es ist das beste Schleichspiel überhaupt.

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Autor: Russischer Soldat, Afghanistan

Das sind meine Argumente:

1. Alles per Ballon heimschaffen

Weil es an einem Ballon hängt.
Legende: Dieses Schaf ist verwirrt. Konami

Autos oder Mörser, betäubte Soldaten, ein Schaf oder einen Bären: Alles können wir per Ballon «evakuieren», also automatisch in unsere Basis zurückbringen. Dieses sogenannte «Fulton Device», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen ist eine geniale Idee, die nicht nur absurd witzig ist, sondern auch direkt unseren Sammeltrieb anspricht.

2. Mechanische Freiheit wie nie zuvor

Soll unser Supersöldner Snake den russischen Aussenposten in Afghanistan geduldig auskundschaften, dann auf leisen Sohlen Soldat um Soldat einzeln betäuben und verstecken? Oder soll er mit dem Scharfschützengewehr aufräumen? Oder sich einen Panzer stehlen und Feuerbälle säen?

Snake beobachtet, hinter einer Mauer versteckt.
Legende: Einen Aussenposten auskundschaften. Screenshot

Wir entscheiden völlig frei, in einer komplett frei zugänglichen Welt. Noch nie hatten wir in der «Metal Gear»-Serie so enorme taktische Freiheit, und noch nie hat es ein Spiel geschafft, diese Freiheit nicht nur zu proklamieren, sondern auch so perfekt umzusetzen.

3. Opulenz

Dieses Spiel ist riesig. Nach rund dreissig Stunden war es mir noch keine Sekunde langweilig – und ich habe erst 14 Prozent komplett. Blogger Thomas Welsh hat für solche Spiele den Begriff «Mono-Game» , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnengeprägt: Wie beispielsweise «The Witcher 3» oder «Dragon Age: Inquisition» will auch «Phantom Pain», dass ihr für den Rest des Jahres in jeder freien Minute nichts anderes mehr spielt. Diesen Anspruch rechtfertigt es mit einer inhaltlichen und mechanischen Opulenz, die ihresgleichen sucht.

4. Wirre, aber faszinierende Geschichte

Niemand versteht die Geschichte von «Metal Gear Solid». Hier geht es um die zersetzende Kraft der Rache. Aber auch um geheime Söldnerarmeen, Superwaffen, Psychozombies, Feuerdämonen und halbnackte Scharfschützinnen. Der Tonfall pendelt wild zwischen zynischer Anti-Kriegs-Rhetorik und Waffen-Fetischismus hin und her. Das alles ist aber nicht abstossend, sondern in seiner ganzen verwirrenden Komplexität faszinierend.

5. Humor und Anspielungen

Trotz der düsteren Thematik nimmt sich das Spiel nie bierernst. Es ist stattdessen durchzogen von feinem absurden Humor. So schleicht Snake auch mal mit einem Hühnerkopf durch Afghanistan oder schlittelt in einer Kartonschachtel mit Manga-Mädchen-Aufdruck die steinigen Dünen hinunter.

Im Spiel können wir Kassetten finden und später abspielen.
Legende: Haha, Klogeräusche! Screenshot

Ausserdem ist «Phantom Pain» gespickt mit (pop-)kulturellen Anspielungen. So wird beispielsweise das Rache-Thema mit einer «Moby Dick», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen-Referenz unterstrichen: Unser Support-Helikopter verwendet das Funkkennzeichen «Pequod» und ruft Snake «Ahab».

6. Technisch meisterhaft

Afghanistan und später Angola sind technisch beeindruckend dargestellt. Wir können die riesige Welt in butterweichen, absolut stabilen 60 Frames pro Sekunde geniessen. Selbst bei Feuer, Explosionen oder einem Sandsturm stottert die Framerate praktisch nie. Beim Blick in die Weite sehen wir fast nie eine nicht rechtzeitig geladene Textur. Und obwohl Afghanistan als graubraune Steinwüste dargestellt ist, wird die Szenerie nie langweilig.

7. Die «Mother Base» ausbauen

Snake blickt aus dem Heli auf die Plattform.
Legende: Meine Mother Base ist pink. Screenshot

Wenn wir nicht auf Mission sind, können wir mit dem Heli zurück zur «Mother Base» fliegen, eine riesige Ölplattform im Meer der Seychellen und Hauptquartier unserer ständig wachsenden Söldnerarmee «Diamond Dogs». Die bauen wir aus, indem wir feindliche Soldaten per Ballon «rekrutieren» und im Feld Ressourcen, Waffen oder Fahrzeuge sammeln.

Im Gegenzug entwickelt die Basis neue, bessere Ausrüstung und unsere Söldner erledigen Aufträge rund um die Welt selbständig. Selbst eine Zoo-Plattform gehört dazu – wo wir dann den zuvor per Ballon evakuierten Bären beobachten können, wie er etwas traurig vor einem Baum herumsteht.

8. Unverkennbar «Metal Gear»

Ein Soldat entdeckt Snake, der in einer Schachtel versteckt ist.
Legende: Hat sich diese Kartonschachtel eben bewegt!? Screenshot

Und schliesslich ist «Phantom Pain» unverwechselbar «A Hideo Kojima Game». Es wird nicht müde, uns daran zu erinnern, doch wir hätten es auch so gemerkt. Die Ausrufezeichen über den Köpfen einer Wache, die uns bemerkt hat. Die Kartonschachtel. Das Fulton Device. Die wirre Geschichte. «Phantom Pain» ist unverkennbar «Metal Gear».

«Metal Gear» ist eine heiss geliebte Serie – der Druck, eine würdige neue Version abzuliefern, war dadurch schon gross genug. Ausserdem fordert es auch das beste Studio, von einem linearen Modell mit eng eingegrenzten Schauplätzen auf ein Open-World-Spiel zu wechseln. Und oben drauf kam es noch zu Reibereien zwischen Kojima und dem Mutterkonzern Konami, die schliesslich im Bruch der jahrelangen Beziehung und der Schliessung von Kojima Productions, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen gipfelten.

Unter diesen Bedingungen liefern Hideo Kojima und sein Team einen so phänomenalen Abgesang ab. Das ist ein Meisterwerk.

«Metal Gear Solid V: The Phantom Pain» ist für Playstation 3/4, Xbox 360/One und PC. Es ist ab 18. Das Haikiew ist hier.

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