Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Digital Indien-Outsourcing: Die Foto-Restaurierer

Indische Fachleute animieren die Simpsons-Folgen oder führen für grosse Firmen Programmierarbeiten aus – und auch Privatpersonen können Jobs auslagern. Zum Beispiel die Bearbeitung von Fotos. Wir haben das Outsourcing für Private getestet und eine Firma besucht, Webshree in Delhi.

Audio
Besuch bei der Firma Webshree in Delhi
02:56 min
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 56 Sekunden.

Mit Outsourcing sparen vor allem Firmen Kosten, indem sie Daten-Jobs in ein Billig-Lohn-Land auslagern – und so natürlich weniger Arbeitsplätze in Hoch-Lohn-Ländern benötigen. Dadurch ist Outsourcing umstritten. Unbestritten ist, dass viel Geld sparen kann, wer rein auf den Preis schaut. Auch Privatpersonen können Jobs auslagern. Bildbearbeitung. Die ist mühsam und erfordert Know-how, das Computerspezialisten in Indien haben und für vergleichsweise wenig Geld anbieten.

Eine dieser Firmen wie es sie allein in Delhi zu Tausenden gibt ist Webshree. Im Keller eines Wohnhauses arbeiten 15 Mitarbeiter, meist junge Studienabgänger. Sie bearbeiten Fotos aus der ganzen Welt.

Pradeep Kumar, 22, entfernt einzelne Kratzer aus einem schwarzweiss Foto «Schulreise 1983».
Legende: Aufwändig: Pradeep Kumar, 22, entfernt einzelne Kratzer aus einem schwarzweiss Foto «Schulreise 1983». Karin Wenger / SRF

Je mehr, desto lieber

Die Website von Webshree ist typisch für diese Art von Outsourcing-Firmen. Im Angebot gibt es alles, von der Programmierung von Websites über Logo-Design bis zur Fotobearbeitung. Preise sucht der Besucher vergeblich. Sie werden individuell ausgehandelt. Webshree etwa entfernt Störungen und Kratzer aus einem Bild für 7 Franken.

Ein andere Firma: Outsource2India. Nach einem kurzen Austausch per Mail kam ein Preis von 1,15 Dollar für die Bearbeitung eines einfachen Bildes zustande. Bei komplexeren Aufgaben, etwa wenn Fachleute Störungen aus einem Foto entfernen, will die Firma 3,50 Dollar.

Das Bild zeigt Digitalredaktor Reto Widmer in jungen Jahren mit einem Fotoapparat, das linke Bild ist das Original, vergilbt und mit Kratzern, das rechte Bild wurde von einem indischen Bildbearbeitungsprofi gesäubert und sieht wie neu aus.
Legende: Weggeputzt: Die Kratzer und Störungen auf dem Originalfoto links sind weg und das Bild ist aufgepeppt. Reto Widmer / SRF

Bilder direkt hochladen

Bei den meisten Anbietern dient die Website also nur der Kontaktaufnahme und als Starthilfe zu ersten Verhandlungen. Das muss man mögen und Englisch sprechen können, wenn man die Dienste der Inder in Anspruch nehmen will.

Eine Ausnahme ist Innovative Imaging Professionals. Hier läuft alles über die Website. Der Kunde kann seine Bilddateien direkt hochladen, angeben, welche Arbeiten verrichtet werden sollen, und per Paypal bezahlen. Und auch der Preis ist klar: 10 Dollar pro Bild.

Die Hälfte des Betrags wird bei diesem Anbieter sofort fällig, die andere Hälfte erst nach Begutachtung der bearbeiteten Bildern und Freigabe durch ein «OK», also erst, wenn man wirklich zufrieden ist mit dem Resultat.

Konkurrenz für heimische Profis?

Für 10 Franken oder sogar weniger ein Bild restaurieren; das schaffen einheimische Bildbearbeitungsprofis nicht. Ihre Stundenansätze betragen 120 Franken und mehr. Bei Webshree verdient ein durchschnittlicher Mitarbeiter gerade mal 300 Franken im Monat. Und: Viele der indischen Firmen scheren sich nicht darum, teure Lizenzen für die eingesetzten Programme zu kaufen. Illegal, aber ein weiterer Preisvorteil.

Das bedeutet aber nicht zwingend, dass durch die indischen Bildbearbeiter die Profis in der Schweiz arbeitslos werden: Werbeagenturen zum Beispiel werden nach wie vor lieber mehr Geld ausgeben für einen Grafiker, dafür einen Ansprechpartner vor Ort haben, der auch von der Bildsprache her dieselbe Kultur hat. Und private Personen können viele der Bildmanipulationen auch selber durchführen, automatische Bildkorrekturfunktionen in iPhoto oder Picasa etwa kommen den Resultaten der indischen Anbieter teils sehr nahe – und kosten nur die eigene Zeit.

Ob man einer indischen Firma seine Hochzeitsfotos zum Aufpolieren übergeben will, ist also genauso Geschmack- und Einstellungssache – genau so wie Einkaufen in Deutschland. Dass das Outsourcing vom Prinzip her funktioniert ist keine Frage: Bei unserem Test arbeiteten alle Firmen zuverlässig, pünktlich, schnell und zuvorkommend.

Meistgelesene Artikel