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Digital Local Breakout: Ausbruch aus der Daten-Roaming-Falle

Im Ausland mit dem Handy das Internet zu benutzen, ist teuer. Jetzt gibt es ein Angebot, das die mobile Datennutzung ausserhalb der Schweiz erschwinglich machen soll: «Local Breakout». Davon schon diese Sommerferien zu profitieren, wird schwierig: Der Mechanismus steht, aber es fehlen die Angebote.

Im Ausland mit dem Smartphone ins Internet zu gehen, ist einiges teurer als zu Hause: Die Handyrechnung wird schnell drei- oder vierstellig, wenn man nicht aufpasst. Um böse Überraschungen zu vermeiden, schaltet man die mobile Datenverbindung am besten ganz ab. Das aber tut weh, würde man doch gerade im Ausland gerne das Smartphone zücken, um sich mithilfe eines Kartendienstes zurechtzufinden oder schnell ein paar Restaurant-Tipps online zu lesen.

EU in der Vorreiterolle

EU-Bürger können über unsere Sorgen nur lachen. Bei Ihnen gilt ab 1. Juli 2014 eine Verordnung, die die Netzbetreiber dazu verpflichtet, pro Megabyte Daten maximal 20 Cent zu verrechnen. Ausserdem können die Handynetzbetreiber den Kunden anbieten, dass sie einen alternativen Roaming-Anbieter für Datendienste wählen können – um Geld zu sparen. Man spricht von «Local Breakout», der Kunde kann also vor Ort im Ferienland aus dem eigenen Handyvertrag «ausbrechen» (englisch breakout), jedoch nur für den Datenverkehr.

Audio
Local Breakout: Worum geht es da? (Beitrag auf SRF 1 im Espresso 1.7.2014)
04:22 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 22 Sekunden.

Wohl um der seit Jahren andauernden Kritik am teuren Roaming vorzubeugen, bietet Swisscom ebenfalls auf 1. Juli die Möglichkeit an, in EU-Ländern mit einem alternativen Roaming-Anbieter zu dessen «lokalen Tarifen» mobil ins Internet zu gehen.

Kein Wechsel der SIM-Karte mehr

Das ging schon bis heute, nur musste man sich dazu meist mühsam eine SIM-Karte des Anbieters im Ausland besorgen und in sein Handy einlegen – und war unter der eigenen Nummer fortan nicht mehr erreichbar. Bei «Local Breakout» reicht es, wenn der Benutzer vor dem Auslandsaufenthalt bei einem Betreiber des Reiselandes ein Datenguthaben kauft, den APN (Access Point Name) dieses Betreibers im Handy definiert und manuell das Netz des Betreibers auswählt (siehe Bildergalerie).

Nun kann er mit der eigenen SIM-Karte zu lokalen Tarifen ins Internet gehen, während für SMS und Gespräche weiterhin die heimischen Roaming-Tarife gelten. Das ist die Idee des «Local Breakout», das es in der Schweiz vorerst nur bei Swisscom gibt.

Details noch offen

Angekommen ist die Idee zwar auch bei Sunrise. Hier sieht man aber keine Veranlassung, sie auch umzusetzen; man habe schliesslich eigene attraktive Daten-Roaming-Pakete als Zusatz fürs Abo im Angebot. Orange evaluiert immerhin die Möglichkeiten und «ist mit Anbietern in der EU in Kontakt».

Obwohl Swisscom «Local Breakout» nun ihren Kunden ermöglicht, ist noch vieles offen. Von welchen Anbietern im Ausland es solche Angebote gibt, konnte Swisscom auf Anfrage ebenso wenig beantworten wie die Frage, wo die Schweizer Kunden die Datenpakete schlussendlich kaufen können, ob auf den Webseiten der einzelnen Netzbetreiber oder in Läden vor Ort.

Am Start, aber noch nicht gestartet

Auch die ausländischen Anbieter sind erst sehr zurückhaltend oder noch gar nicht am Start. A1 Telekom aus Österreich schreibt: «Wir bieten keine Local-Breakouts an» und verweist stattdessen auf ihre Prepaid-Produkte.

Auch die Deutsche Telekom ist zurückhaltend: «Grundsätzlich ist die Telekom für die Umsetzung solcher Angebote bereit.» Derzeit gebe es für ihre Kunden aber noch keine alternativen Roaming-Anbieter, weder für die Nutzung aller Mobilfunkdienste noch für die reine Datennutzung.

Vom «Local Breakout» schon in den aktuellen Sommerferien zu profitieren könnte also schwierig sein: Der Mechanismus steht, aber es fehlen die Angebote.

Das sollte die Kunden aber nicht davon abhalten, ab jetzt vor jeder EU-Reise kurz bei den Anbietern im Ausland zu checken, ob es vielleicht doch schon erste Angebote gibt, durch «Local Breakout» den teuren Daten-Roaming-Tarifen ein Schnippchen zu schlagen.

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