Die Idee hinter Snapchat ist einfach: Jede Nachricht basiert auf einem Foto, auf das man mit einem Stift schreiben oder zeichnen kann. Hat man ein Foto auf diese Weise bearbeitet, wählt man eine Dauer zwischen einer und zehn Sekunden bevor man das Bild abschickt. Der Empfänger kann das Foto nur einmal anschauen und zwar während der festgelegten Zeitdauer, also nur wenige Sekunden. Seit neuestem kann man auch Kurz-Videos verschicken.
Kommunikation spontaner dank Verfallsdatum
«Meine Freunde sind wirklich verrückt», sagt Evan Spiegel, einer der Snapchat-Gründer gegenüber dem Wirtschafts-Magazin «Forbes». Aber all ihre Ecken und Kanten gingen verloren, wenn man sich die verwässerten Einträge auf den sozialen Netzwerken eben dieser Freunde anschaue. Auf den sozialen Medien gehe es nur noch darum, eine digitales Image von sich zu kreieren und zu polieren. Spiegel findet es hingegen lustig, seine Kumpel zum Beispiel am Morgen zu sehen, wenn sie aufwachen – das echte, ungeschminkte Leben.
Doch Snapchat verleitet zu mehr als nur zum Austauschen von niedlichen Bildern erwachender Freunde. In den USA wird Snapchat kontrovers diskutiert, weil viele davon ausgehen, dass Snapchat vor allem bei Teenagern deshalb so beliebt ist, weil es zu «Sexting» geradezu einlädt. Der Begriff setzt sich zusammen aus «Sex» und «Texting» und meint die eindeutige Anmache in Wort und Bild über Chat-Applikationen, oft unter der Gürtellinie.
Zwischenfall stellt Grundidee in Frage
Mitte November wurden in Kanada zehn männliche Teenager im Alter zwischen 13 und 15 Jahren verhaftet. Der Vorwurf: Verbreitung von Kinder-Pornografie mit Hilfe von Snapchat. Einige der Teenager hatten ihre Freundinnen dazu verleitet, ihnen intime Fotos über Snapchat zu schicken. Die Mädchen folgten der Aufforderung im Glauben, die Bilder würden nach ein paar Sekunden für immer verschwinden. Es gelang den Jungen jedoch, den Verfallsmechanismus von Snapchat auszuhebeln und die Bilder weiter zu verteilen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, vom Screenshot bis zu speziellen Apps, die direkt auf die Server von Snapchat zugreifen.
Evan Spiegel und Bobby Murphy, die Entwickler von Snapchat, sind sich dessen bewusst und weisen darauf hin, dass der Mechanismus zur Vernichtung der Bilder umgangen werden könne. Die Firma rät davon ab, intime Bilder zu versenden.
Snapchat ist von Wachstum überzeugt
Snapchat boomt trotz oder gerade wegen der intimen Bilder und Videos. Bis zu 400 Millionen sollen mittlerweile pro Tag versendet werden. Dabei ist die App kaum zwei Jahre alt. Mitte November soll Facebook angeblich 3 Milliarden Dollar geboten haben, was die Gründer dankend ablehnten.
Es stellt sich die Frage, ob ein solcher Betrag realistisch ist für eine Firma, die keine Einnahmen hat geschweige denn Gewinne schreibt. Andererseits können Technologie-Firmen sehr schnell wachsen und Snapchat spielt mit 400 Millionen Bildern und Videos pro Tag bereits in die Liga von Facebook mit.
Ein Blick in die Geschichte Zeigt: Der Ausgang ist ungewiss. «Forbes» hat eine Liste mit den grössten Internet-Firmen zusammengestellt, die für mehr als eine Milliarde Dollar gehandelt wurden. Manchmal haben die Gründer ein verlockendes Angebot zu recht ausgeschlagen (Twitter lehnte 2011 10 Milliarden Dollar ab und ist zur Zeit 24 Milliarden Dollar wert), manchmal auch nicht (2008 wollte Microsoft für 44 Milliarden Dollar Yahoo kaufen, Yahoo ist aktuell 26 Milliarden wert).
Wie es auch kommen mag: Die beiden Snapchat-Gründer gehen schon heute nicht leer aus. Als vor kurzem Investoren für die Weiterentwicklung Geld in den Dienst steckten, zahlten sie sich je 10 Millionen Dollar als Lohn aus.
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