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Jeder Rappen zählt Ungewissheit und Heimweh – Flüchtlinge in Uganda

Über 130‘000 südsudanesische Flüchtlinge leben im Norden Ugandas. Trotz aller Hilfe fehlt es ihnen an Vielem – vor allem an Heimat. Trotzdem versuchen die Menschen in den verschiedenen Siedlungen, eine Art Alltag zu leben und mit den traumatischen Erlebnissen ihrer Flucht umzugehen.

Wenn die Flüchtlinge an der ugandische Grenze ankommen, werden sie zuerst in ein sogenanntes Registrierungscamp gebracht. Dort werden sie medizinisch versorgt und geimpft und von der ugandischen Regierung registriert. Das UNHCR kümmert sich anschliessend darum, dass die Menschen in den verschiedenen Siedlungen ein Stück Land bekommen und dort ein neues Leben aufbauen können. Wenn immer möglich bleiben Leute aus demselben Dorf zusammen, damit sie mindestens mit den Nachbarn schon vertraut sind.

Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge

In den Flüchtlingssiedlungen leben teilweise Menschen, die schon vor Jahren, während dem sudanesischen Bürgerkrieg nach Uganda geflohen sind. Deshalb ist schon eine Infrastruktur vorhanden. Nur hat der Flüchtlingsstrom in den letzten zwölf Monaten die Kapazitäten völlig gesprengt. Vor den Gesundheitszentren stehen die Menschen Schlange. Malaria ist ein grosses Problem unter den Flüchtlingen. Trotz Aufklärungsarbeit und der Verteilung von Moskitonetz kommen täglich neue Malariafälle dazu.

Überfüllte Schulzimmer.
Legende: Überfüllte Schulzimmer. Matthias Spiess

Überfüllte Schulen – überforderte Lehrer

Auch die Schulen sind mit der Zahl der Schüler völlig überfordert. Ein Beispiel: In die Primarschule in der Siedlung Mongola gehen 1200 Kinder zur Schule. Es gibt aber nur gerade vier grössere Gebäude und 17 Lehrer. Die staatliche Schule ist dringend auf Unterstützung der Hilfsorganisationen angewiesen. So gastfreundlich und liberal gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingen Uganda auch ist, der Staat ist längst an seinen Grenzen angekommen!

Latrinenbau und Hygieneschulung

Händewaschen nach der Toilette, Hygiene während der Menstruation, sauberes Trinkwasser auch wirklich sauber halten: Die Hygiene in einer Flüchtlingssiedlung ist ein grosses Thema. Und muss geschult wird. Das fängt damit an, dass die Familien beim Aufbau einer Latrine mithelfen und sie, anstatt im Busch ihr Geschäft zu verrichten, auch wirklich brauchen. Genau so wie die simple Wascheinrichtung vor den Latrinen. Frauen bekommen von den Hilfsorganisationen spezielle Hygienekits: Einen Eimer gefüllt mit einem Handtuch, Seife, Unterhosen und fünf auswaschbaren Monatsbinden.

Kinder ohne Eltern

Der 17-jährige Adjan kam mit fünf Geschwistern und fünf Halbgeschwistern nach Uganda – ohne Eltern. Sein Vater starb 2010 bei einem Überfall von Viehdieben auf seine Kuhherde. Seine Mutter flüchtete im Januar mit den Kindern vor den Rebellen in den Busch. Zwei Tage nach dem Überfall ging sie mit den beiden ältesten Geschwistern von Adjan zurück ins Dorf, auf der Suche nach essen. Sie kamen nie zurück, Adjan war mit den zehn Kindern im Alter von 4 bis 13 Jahren alleine. Der Junge schaffte es, die Kinder in einem zweiwöchigen Fussmarsch bis zur ugandischen Grenze zu bringen. Heute leben die Kinder in derselben Siedlung in zwei verschiedenen Hütten. Adjan trägt weiterhin die Verantwortung für sie.

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