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Inked Wie wird man Tätowierer? Eine Anleitung in 9 Schritten

Tätowierer gilt in der Schweiz nicht als Beruf, sondern als Handwerk. Eine offiziell anerkannte Ausbildung gibt es nicht. Valentin Steinmann tätowiert seit über 30 Jahren im eigenen Studio. Ich habe ihn und seinen 41-jährigen Lehrling Pasquale besucht, um zu erfahren, wie man Tätowierer wird.

«Inked» mit Bettina Bestgen

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Die erste Tattoo-Sendung der Schweiz: «Inked» portraitiert Menschen mit Geschichten, welche unter die Haut gehen.

Hier gibt es die bisherigen Folgen der ersten Staffel.

Ich habe einen Tag bei Valentin Steinmann und Pasquale Mangione im Biodelic Art Tattoo in Sursee verbracht. Ich durfte hinter die Kulissen schauen und sie haben mir alles gezeigt, über die Ausbildung zum Tätowierer erzählt und einen wertvollen Einblick gegeben.

Obacht: Diese Schritte respektive diese Anleitung ist weder offiziell anerkannt noch stimmt sie für sämtliche Studios. Es ist die Geschichte und persönliche Anleitung von Valentin und Pasquale:

  • Zeichnen ist das Allerwichtigste. Man sollte nicht einfach nur ein bisschen zeichnen können. Man muss es üben, probieren, wegschmeissen, wieder von vorne beginnen, bis man Schritt für Schritt besser wird. Pasquale ist gelernter Grafiker und studierte Kunstgeschichte.
  • Eine Mappe mit eigenen Zeichnungen erstellen. Und mit dieser dann bei den Studios seiner Wahl anklopfen und sich vorstellen gehen.
  • Durchhaltewillen. Valentin hat die Mappe von Pasquale bei seinem ersten Besuch in den Abfall geschmissen. Pasquale ist wieder gekommen. Und wieder. Und wieder. Bis Valentin ihm eine Chance gab.
  • Wieder Zeichnen: Pasquale ist dann über vier Jahre immer nur zum Zeichnen in Valentins Studio gekommen. Hat Tipps von ihm bekommen. Erst nach diesen vier Jahren hat die eigentliche Lehre begonnen.
  • Start der Lehre: Vergiss, dass du am Anfang Kunden tätowieren darfst. Valentin gab Pasquale Stück für Stück sein Wissen über die Hygiene, Sicherheitsvorschriften, verschiedene Techniken und die Geschichte des Tätowierens weiter. Pasquale hat gelernt, nochmals drei Jahre weitergezeichnet, geputzt und verschiedene Tattoo-Schriften geübt.
  • Das Tätowieren üben. Ohne Kunden! Pasquale hat auf Schweinehaut, auf Moosgummi und seinen eigenen Beinen geübt. Irgendwann haben dann gute Freunde ihre Haut zum Üben zur Verfügung gestellt.
  • Im vierten Jahr das erste Mal richtig tätowieren dürfen. Pasquale war saumässig aufgeregt. Aber er habe es durch all die Jahre zuvor richtig zu schätzen gewusst.
  • Ferien? Fehlanzeige. Gibt es während der Lernzeit nicht. Irgendwann nicht mehr das Zeichnen üben zu müssen? Vergiss es. Gemäss Valentin muss ein Lehrling das Tätowieren leben, davon träumen und es verinnerlichen. Nach der Ausbildung könne er ja dann Halligalli und Ferien machen, so viel er wolle, das sei ihm dann schnurz.
  • Die 5-Jahres-Regel. Valentin geht nach folgender Regel: Fünf Jahre lernt man und fünf Jahre arbeitet man danach in diesem Studio weiter. Die zweiten fünf Jahre sind auch dazu da, damit man dem Ausbildungsstudio finanziell etwas bringt. Weil in den ersten fünf Jahren holt der Lehrling nicht wirklich Kohle rein.

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