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Musik Abschied von Polo National: Zum Tod des Ur-Mundartrockers

Mit Polo Hofer verliert die Schweizer Musikszene einen ihrer Gründerväter, den Pionier der Mundart-Rockmusik, einen genialen Unterhalter und Sprücheklopfer, ein legendäres Nationalheiligtum. Am 22. Juli verstarb er im Alter von 72 Jahren. Er soll friedlich eingeschlafen sein.

Rockmusik mit Mundarttexten: Er hat's erfunden. Polo Hofer. Mit seinen Songs wie «Kiosk» oder «Alperose» (von Polo Hofer und Hanery Amman) schuf er Klassiker des Schweizer Liedguts, die noch immer jedermann mitsingen kann, und begründete zugleich ein ganzes Schweizer Musik-Genre, das bis heute vielfältig und erfolgreich ist. Dem Erfolg von Bands wie Züri West oder Patent Ochsner ebnete er mit seinem Schaffen den Weg.

Von der rebellischen Symbolfigur zum Nationalheiligtum

Polo Hofer, geboren als Urs Hofer am 16. März 1945 in Interlaken, war der erste Mundart-Rockstar der Schweiz. In den Siebzigerjahren - damals Kopf seiner Band Rumpelstilz - wurde er zur Symbolfigur einer lebenslustigen, rebellischen Jugend, die mit ihm den Rock’n’roll und den Exzess zelebrierte. So wie der Rock’n’roll jedoch mit der Zeit an rebellischem Potenzial verlor und zum Kulturgut für jedermann wurde, wurde auch Polo Hofer zum Polo National, einer beim breiten Publikum beliebten Schweizer Identifikationsfigur.

So breit wie sein Publikum war auch das Spektrum seines Schaffens: Hofer war ein philosophisch interessierter, gesellschaftlich engagierter, belesener Zeitgenosse, schrieb Gedichte und trat in Filmen auf (2011 etwa in einer Nebenrolle in Xavier Kollers Film «Eine wen iig Dr Dällebach Kari»). Bis fast zuletzt stand er als Musiker und Unterhalter auf den Bühnen der Schweiz.

«Die Lieder überleben mich»

Programmhinweis

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Zum Tod von Polo Hofer gibt es folgende Sendungen:

  • Dienstag 25.07.2017, 20:05 Uhr SRF1: Erinnerungssendung an Polo Hofer
  • Dienstag 25.07.2017, 21.50 Uhr SRF zwei: Konzert «Polo Hofer & Schmetterding»
  • Dienstag 25.07.2017, 21.50 Uhr SRF zwei: Spielfilm: «Das Schweigen der Männer»

Seine Beliebtheit spiegelte sich in den diversen Auszeichnungen, die er erhielt - auch wenn er kein Fan von Auszeichnungen war und diese meist etwas gelangweilt entgegennahm. In den letzten 20 Jahren wurde Polo Hofer u.a. zweimal mit dem Schweizer Showbusiness-Preis Prix Walo, mit den Musikpreis des Kantons Bern oder, im Jahr 2011, dem Swiss Music Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Seinen 70. Geburtstag im Jahr 2015 feierte das Schweizer Radio und Fernsehen mit der Samstagabendshow «100% Schweizer Musik - Polo Hofer & Friends».

Anfangs 2016 erschien mit «Ändspurt» sein letztes Studio-Album, und tags darauf wurde Polo Hofer vom Schweizer Fernsehpublikum zum Schweizer des Jahres gewählt. Ein halbes Jahr später zog er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurück.

Mit Polo Hofer verliert die Schweiz den Urvater des Mundartrock - seine Songs aber bleiben, wie er selber an der Fernsehfeier zu seinem Siebzigsten sagte: «Die Lieder überleben mich ja. In diesem Sinne ist meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich.» Vermissen wird man Polo National dennoch - gerade auch als Urheber solch feinsinniger Sprüche.

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