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Musik Liebe Popstars: Seid mal echte Kerle!

Weibliche Popstars wie Beyoncé zelebrieren Weiblichkeit, singen (endlich) von «wir Frauen» und erreichen unter anderem auch dadurch Ikonen-Status. Die männlichen Popstars dagegen zeichnen sich als Jammerlappen oder Gym-Proleten aus. Wo ist sie, die Männlichkeit in der Popmusik?

«Wann ist ein Mann ein Mann?» Ja ich weiss: kitschig! Aber diese Zeilen fallen mir als erstes ein, wenn ich mich mit dem Thema «Männlichkeit in der Popmusik» befasse. Während Weiblichkeit in der Popmusik berechtigterweise selbstbewusst und prominent auf dem Vormarsch ist, tut sich die Männlichkeit eher schwer. Mehr noch: ich finde, aktuellen Popstars fehlen die Eier, um einfach mal selbstbewusst Mann zu sein!

Wo sind die Ikonen der Männlichkeit?

Beyoncé oder Lady Gaga singen von «Wir Frauen» und bewegen sich in einem wunderbar gängigen Selbstverständnis weiblicher Künstlerinnen. Eines, welches den Männern abhanden kommt. Wann ist ein Mann ein Mann? Oder eher: Wann darf ein Mann noch Mann sein? Für viele männliche Musiker eine unbequeme Frage - und sie bleibt meist unangetastet.

Lieber singt man dann über Frauen als Geliebte, als Objekte der Lust - oder als Heilige, die es anzubeten gilt, weil sie unerreichbar sind. Songs über Männer oder Männlichkeit im aktuellen Pop? Fehlanzeige. Vielmehr noch: Schon lange nicht mehr klangen männliche Popstars so feminin.

Countertenöre en masse

Die Musikgeschichte steckt voller Männer mit ungewöhnlich hohen Stimmen: Countertenöre gab es schon immer, Kastraten erlebten ihre Hochzeit im 17. und 18. Jahrhundert. In den 60er-Jahren dominierten die Beach Boys die Charts, in den 70ern brachten die Bee Gees eine neue Queerness in den Pop, welche vielen missfiel. Vielleicht, weil es sie in ihrer Männlichkeit bedrohte.

Und auch heute singen auffällig viele erfolgreiche männliche Sänger mit hohen Stimmen, geben sich metrosexuell und verletzlich. Sam Smith, Bon Iver, Maroon 5 - die Liste geht endlos weiter. Das ist wohl das Resultat eines Zeitgeists - und das ist auch komplett in Ordnung so. Denn mir geht es nicht um die Männlichkeit à la «tiefe Stimme und Bart».

Deutschpop: Power-Proleten oder Jammerlappen

Ein Blick über die Grenze zeigt uns, wie männlicher Pop aktuell funktioniert. Die Rapper Kollegah und Farid Bang sind da nur ein (sehr mieses) Beispiel von überstimulierter Maskulinität, welche die Action-Film-Abziehbild-Variante eines Mannes darstellen will - und dabei komplett lächerlich wirkt.

Im Gegenzug sind all die Max Giesingers und Tim Bendzkos dieser Welt nichts anderes als sich selbst bemitleidende, chronisch zaudernde Jammerlappen, deren Songs durch Postkartenweisheiten mäandern. Und sie sind damit auch international (Stichwort Ed Sheeran) in bester Gesellschaft. Da wünsche ich mir den Robbie Williams von 2000 zurück...

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen

2018 sollte ein Jahr sein, wo Sänger wie Sam Smith mit hoher, fast weiblicher Stimme singen können, ohne, dass ihnen ihre Männlichkeit abgesprochen wird – weil eine hohe Stimme nichts über Maskulinität aussagt. Und weil wir 2018 haben!

2018 soll aber auch das Jahr sein, wo männliche Popstars einfach auch mal den Kerl raushängen dürfen, verschwitzt und zur Sexbombe hochstilisierten Larger-Than-Life-Ikone. Denn, manchmal brauchen wir sie, die Jaggers, Bon Jovis und Springsteens der 2010er Jahre, auch wenn es nur darum geht zu sagen: Es ist okay, ein Kerl zu sein.

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