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Musik-Blog «079» – per Exgüsi zum Superhit

Seit neun Wochen stehen Lo & Leduc mit ihrem Song «079» auf Platz eins der Schweizer Single-Hitparade. Länger auf Platz eins waren aus Schweizer Sicht nur noch DJ Bobos «Chihuahua» und die Minstrels mit «Grüezi wohl Frau Stirnimaa» (je 10 Wochen). Wie konnte das bloss passieren?

Wird ein Song zum Hit, verliert er seine Jungfräulichkeit. So ist es zum jetzigen Zeitpunkt kaum mehr möglich zu beurteilen, ob man diesen Erfolg hätte voraussehen können. Natürlich aber gibt es die Stimmen, die sagen, das sei von Anfang an klar gewesen, dass «079» einer der erfolgreichsten Schweizer Songs werden würde.

Dazu sage ich nur «per favore». Muss bei «079» aber unbedingt mit einer Beichte beginnen.

Gregi Sigrist

Gregi Sigrist

Musikjournalist für Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen

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Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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Das Geständnis

Als ich dieses «079 het si gseit» zum ersten Mal hörte, wusste ich nicht, dass das ein Lo & Leduc-Song ist. Ich hörte dieses «Melodiechen» und die dazugehörige Phrase irgendwo im öffentlichen Raum aus irgendwelchen Mündern von irgendwelchen Leuten. Nach weiteren anonymen Begegnungen mit dem Lied wusste ich zwei Dinge:

  1. Ich habe mir das Lo & Leduc-Album «Update 4.0» nicht gründlich angehört.
  2. Der Song der Stunde (inzwischen des Jahres) heisst «079».

Die Erkenntnis

«079» ist ein Pop-Märchen, wie es selten geschrieben wird. Am meisten werden wohl Lo & Leduc selbst überrascht gewesen sein vom Erfolg dieses Titels. Ist es doch das einzige Stück des Albums, zu welchem sie keinen Videoclip gedreht haben. Und das in einer Zeit, in welcher es als unmöglich gilt, Musik ohne dazugehöriges Musikvideo zu vermarkten.

Offenbar (oder überraschendweise?) geht das aber ganz gut, wie Lo & Leduc gerade eindrücklich beweisen.

Was aber hat der Song «079», was ihm das Potenzial für diesen unglaublichen Höhenflug gibt?

Das Verständnis

Vielleicht ist es der von Lo & Leduc vorgeführte Spagat zwischen Schlager-Rap und hoher Liedermacherkunst, der «079» zum hochpotenten Charts-Pferd macht. Parallelen zu «gmögiger» Gute-Laune-Festzelt-Musik sind ebenso einfach auszumachen wie Referenzen zur Art und Weise, wie etwa ein Mani Matter Geschichten zu erzählen pflegte. Man denke nur an die Matter-Nummer «D‘Nase».

Vielleicht half sogar der absurd wirkende Nostalgie-Teil der Geschichte. Wer ruft denn heute noch die Auskunft an? Kein Mensch. Und ja – vielleicht arbeiten da ja tatsächlich nur noch drei Personen. Der Charme, den diese aus der Zeit gefallene und in die Zeit eingebettete Institution (die Auskunft) ausstrahlt, ist herzerwärmend.

Auf alle Fälle strahlt «079» eine bestechende Unverkrampftheit aus. Dieser Song wurde von seinen Machern in keinster Weise unter Druck gesetzt, irgendetwas erreichen zu müssen – und hat wohl auch deshalb die Fähigkeit, alles zu erreichen, was irgendwie im Bereich des Möglichen und Unmöglichen liegt.

Der Rest ist Popmusik, wie sie leibt und lebt und unberechenbar bleibt.

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