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Musik-Blog Gurtenfestival 2017: Der Bär ruft

Auf keinem anderen grossen Schweizer Festival spielt die lokale Musikszene eine so tragende Rolle, wie auf dem Gurten. Das macht das Festival auf dem Berner Hausberg aus und die heimischen Bands etwas nervös.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Warum ist das Gurtenfestival mein Lieblings-Open Air? Nicht weil ich seit ein paar Jahren selbst im L.A. des Mundartrocks (gibt es dieses Wort überhaupt noch?) wohne.

Es ist die Wichtigkeit, die der Berner seinem Festival gibt und der Respekt, der das Festival seinen lokalen Künstlern entgegenbringt. Der Gurten stellt den Schweizer und Berner MusikerInnen sogar eine eigene Plattform zur Verfügung: die Waldbühne.

Man trifft sich

Auf dem Gurtenfestival treffen sich nicht nur die Berner Bands und MusikerInnen, die da auch auftreten. Auf dem Gurten trifft man sich ganz generell. Man ist da. Man schaut sich Konzerte von grossen Helden und guten Kollegen an. Man tauscht sich aus. Man tratscht. Man klärt ab, fädelt ein, checkt ab. Und wer auftritt - ist nervös.

Man ist angespannt

Die meisten Berner Bands, die schon ein Weilchen dabei sind, haben legendäre Konzerte gespielt auf dem Gurten. Unvergessliche Momente mit dem Publikum erlebt. Sie haben Erlebnisse in ihren Rucksäcken, die sie Jahr für Jahr auf den Gurten mittragen, auspacken, darüber sprechen.

Das ist toll. Macht den Gurten aber auch zu einem Prüfstein. Junge Bands träumen von solchen magischen Konzertmomenten. Erfahrene Musiker fürchten sich davor, keine solchen mehr zu erleben und schweben dann auf Wolke sieben, wenn sie doch wieder entstehen.

Mister Nervös dürfte bei dieser Ausgabe wohl Kuno Lauener sein. Mit «Love» haben Züri West in diesem Jahr eine Album-Perle veröffentlicht und damit im Live-Betrieb zuhause auf dem Gurten zu bestehen, ist für die Berner in etwa so wichtig, wie für Roger Federer Wimbledon zu gewinnen.

Lauener kurz vor dem grossen Auftritt rumtigern zu sehen, hat etwas Brutales. Aber auch etwas sehr Schönes. Es zeigt, dass diese Band nie angefangen hat, Dinge für selbstverständlich anzusehen.

Man feiert

Wer seinen Auftritt hinter sich hat, darf entspannt feiern. Genauso wie alle, die da sind und keinen Auftritt haben. Und es wird gefeiert. Von magisch und unvergesslich – bis tragisch und zum Vergessen. Gewisse Geschichten gelangen irgendwann an die Öffentlichkeit. Andere bleiben für immer auf diesem Hügel. Auf diesem Berg, der die Fähigkeit besitzt, bei den Bernern sowohl Freudentränen, wie auch Angstschweiss auszulösen.

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