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Musik-Blog Musik ist, wenn man’s trotzdem macht

Habt ihr euch auch schon gefragt, wie man 2018 auf die Idee kommen kann, ein Album aufzunehmen? Um dies womöglich auch noch physisch auf den Markt zu bringen? Die Antwort ist einfach: Weil es sein muss!

Dieser Text gehört allen, die alles in ihre Musik stecken. Auch dann, wenn Musik als Geschäftsmodell nicht taugt oder nur harzig funktioniert. Es weht ein rauer Wind im Musikgeschäft. Alle, die bereit sind, sich dieser Umgebung und diesen Umständen auszusetzen, haben ein Rad ab. Es sind Künstler. Sie fahren tagtäglich auf drei Rädern durch unwegsame Landschaften, welche die meisten von uns bloss vom Hörensagen kennen.

Danke, liebe Musikerinnen und Musiker. Danke, dass ihr’s trotzdem macht. Tag für Tag. Woche für Woche. Monat für Monat. Jahr für Jahr.

Musiker sind taub, blind und ein bisschen naiv

Es gibt unendlich viele Gründe, die gegen die Berufswahl Musiker sprechen. Ich kenne in der Schweiz auch kaum Musikerinnen oder Musiker, die keinen anderen Job auf die Reihe kriegen würden. Im Gegenteil. Viele Musikschaffende haben auch in anderen Bereichen sehr hohe Kompetenzen und könnten sich locker ein bequemeres Leben einrichten, als sich mit ihrer Musik durchzuschlagen. Sie machen es aber trotzdem. Sie machen es, weil sie es wollen oder sogar müssen. Davor habe ich allerhöchsten Respekt.

Sie produzieren Erzeugnisse, die niemand bestellt hat. Sie stellen Dinge her, die in den meisten Fällen komplett unter Wert verkauft werden. Sie bieten Dienstleistungen an, die oft nicht die Beachtung kriegen, die sie verdient hätten, von der Gesellschaft aber ganz klar benötigt werden. Dafür sage ich Danke. Danke für eure Leidenschaft und Beratungsresistenz.

Der Tonträger als akustische Visitenkarte

Die traurigste Entwicklung in den letzten Jahren betrifft ein wichtiges Kernprodukt von Musikschaffenden: Den Tonträger. Einst ein begehrenswertes Objekt und Kunstwerk, erfüllt der Tonträger heute eher den Zweck einer akustischen Visitenkarte. KünstlerInnen sehen sich schon fast dazu gezwungen, ihre Musik zu verschenken. Man möchte gehört werden. Nur so besteht die Chance, Leute an Konzerte zu locken.

Danke, dass ihr immer wieder bereit seid, dicke und wertvolle Fische als Köder an eure Angelhaken zu montieren.

Zukunftsmusik

Ein Blick in die Zukunft ist für die Wenigsten Musik in den Ohren. Mit Tonträgern wird auch in naher Zukunft kaum Geld zu verdienen sein. Anständig bezahlte Live-Auftritte werden immer wichtiger. Die Ticketspreise für Konzerte von grossen Namen werden weiter steigen, und die Herausforderungen im Konzertbetrieb, der weniger bekannten KünstlerInnen, werden grösser und grösser.

Trotzdem ist die Schweizer Musikszene aktiver, kreativer und innovativer denn je. Wieso? Weil es in diesem Land unzählige Talente und Macher und Freaks und Wahnsinnige gibt, die ihr Ding durchziehen. Kompromisslos. Weil sie es wollen. Weil sie es müssen. Weil Musik und Musik machen nun mal mehr ist als klassisch eine Arbeit erledigen.

Musik ist Leidenschaft und Leben und Liebe. Musik ist was bleibt, wenn alles andere weg ist. Musik ist wichtig. Musik ist wertvoll. So wertvoll, dass sie sogar den Tod des Musikbusiness‘ überleben würde.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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