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Musik-Blog Taylor Swift, du nervst!

Mit ihrem neuen Album «Reputation» hätte Taylor Swift die Chance gehabt, einen Imagewechsel zu vollziehen. So gerne hätte ich eine «Dark Taylor» gesehen, eine dunklere Variante der bisherigen Taylor Swift. Aber nein: Sie bleibt Opfer und Kontrollfreak. So sad!

Autor: Dominique Marcel Iten

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Dominique Marcel Iten ist Online-Redaktor bei Radio SRF 3 und schaut unter und hinter aktuelle Themen der Popkultur und ihre Nebengeräusche.

Twitter: @dominique_iten

Instagram: @domi_iten

Ich habe nichts gegen Songs, in denen auch mal so richtig schmutzige Wäsche gewaschen wird. Nur: Wer immer schmutzige Wäsche wäscht, ist nicht «strong and independent», sondern rachsüchtig. «Ich will da was richtigstellen» kann nicht der einzige Ansatz für Musik sein.

Genau darum nervt mich Taylor Swift. Ich mochte ihr letztes Album «1989» sehr. Das waren grossartige Popsongs (welchen durch Ryan Adams' Coveralbum nochmals zusätzliche Tiefe verliehen wurde). Inhaltlich aber geht es immer nur um dasselbe: Taylor Swift rechnet ab!

And the haters gonna hate, hate, hate, hate, hate.
Autor: «Shake It Off» 2014

Schon das Album «1989» war eine durchgehende Abrechnung mit Verflossenen und Hatern. Und Taylors Reaktion war klar: «I shake it off». Sie schüttelt alles ab. Nach dem Durchhören ihres neuen Albums «Reputation» muss ich leider sagen: Nein, Taylor – tust du nicht.

Sheeran und Adele machen es anders

Klar, auch Künstler wie Ed Sheeran oder Adele singen über verflossene Liebschaften – unterlassen aber offensichtliche Hinweise, um wen es sich genau handelt. Deren Songs sind universelle Geschichten, basierend auf persönlichen Erlebnissen. Taylors Songs sind konkrete Abrechnungen eines Kontrollfreaks. Oder lasst es mich so sagen: Ich hätte gerne mehr Selbstkritik à la «Ich hab Mist gebaut. Sorry. Das war mein Fehler!».

Taylor Swift ist pedantisch darauf bedacht, ihr Good-Girl-Image aufrecht zu erhalten, koste es was es wolle. Sie schickt Fans zu Weihnachten Überraschungsgeschenke, verschenkt selbst gestrickte Schals oder lädt Fans für ein Album-Vorhören zu sich nach Hause ein und backt Kekse. Das ist toller Fan-Service – mir zieht es bei solchen Geschichten aber den Magen zusammen.

Sie tut es wieder

Taylor Swift hat den Anspruch, sich mit jedem Album neu zu erfinden. Doch das kaufe ich ihr nicht ab. Wieder (seufz!) ist sie das aus allen Wolken fallende, naive Opfer. Die erste Single ihres neuen Albums heisst «Look What You Made Me Do». Darin räumt sie mit allen Verurteilungen auf, welche sie erfahren muss, und schiebt wiederum alles auf andere. Frei nach dem Credo: «Ich wollte das alles gar nicht, ich armes Ding».

I've got a list of names and yours is in red, underlined. I check it once, then I check it twice, oh!
Autor: «Look What You Made Me Do» 2017

Taylor Swift will allen sagen, dass es ihr egal ist, was man über sie denkt – und singt trotzdem auf jedem Album wieder und wieder darüber. Genau hier wäre doch der Moment da gewesen, sich für einmal nicht um die aufgebaute Reputation zu scheren.

Dank ihrer Popularität hat Taylor Swift die Macht, Kritiker oder verfeindete Künstler mit nur einem einzigen Tweet zu zerstören. Sie weiss, wie man die Charts dominiert. Sie hat das Stilgefühl, einen sexy Vamp zu verkörpern, ohne billig zu wirken. Sie hätte alles, um die Opferrolle abzustreifen und zur Täterin zu werden. Zum absoluten Female-Pop-Villain. Go dark, Taylor!

Aber Taylor Swift schert sich eben leider doch zu sehr um ihre Reputation – und schuld sind alle anderen.

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