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Musik-Blog «Wo ist das Abenteuer?»

Musikredaktor Gregi Sigrist fragte in seinem Musik-Blog: Chris von Rohr, wer bist du? Hier ist Chris von Rohrs Antwort.

Zur Schawi-Originalfrage «Wer bist du?» meinte Zyniker Harald Schmidt: «Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht hier bei dir». Auch das «never explain, never complain» ist höhere Schule, aber soweit bin ich leider noch nicht - doch ich arbeite daran.

Ich will hier vor allem meine politische Haltung ausdeutschen. Der Rest kann in meinen Büchern und Kolumnen entdeckt werden. Da wird tiefer geschürft, und es zeigt diese «feine Seite», die du mehr von mir wünschst: Weniger extro, mo intro.

Also Mista von Rohr, wo stehen sie eigentlich politisch? – rechts, mittig, grün oder doch versteckt links? Nein, ich bin vogelfrei, anarchistisch und Rock‘n’Roll-Nomade mit offenem Herzen. Freunde attestieren mir ein gesundes Mass Menschenverstand, Neugier und Körperwärme. Ich lese viel, misstraue der Masse, gewissen Auswüchsen einer wachstumsgetriebenen, nimmersatten Wirtschaft und natürlich den exorbitant verschuldeten, zentralistisch geführten Grossstaaten. Auch würde ich die Zuwanderung eher wie Australien oder Neuseeland geregelt sehen. Will mir deshalb jemand anhängen, ich sei ein eingeseifter SVP’ler, entgegne ich: Hey Mann, lebe mal einen Monat mein Leben, steck in meiner Haut und meinem Kopf, und dann weisst du es besser.

Ich weiss sowieso nicht, was diese Frage nach der Parteizugehörigkeit soll. Wenn einer nicht klauen will, fragt man ihn deswegen auch nicht, ob er Mitglied des Kirchenchores ist. Mir geht es um die Sache. Vor nicht allzu langer Zeit galt soziales Denken als verdächtig link. Rasch hiess es: «Moskau einfach». Unterdessen ist es unschicklich, die Sozialindustrie zu hinterfragen oder optimieren zu wollen. Während eines Menschenlebens wird man Zeuge rasch wechselnder Strömungen. Im Nachhinein werden einem in den Besseren schliesslich auch schlechte Aspekte bewusst und in den Schlechteren gute. Ich sehe mich als ein vielgereister und interessierter Beobachter dieser Welt, bzw. der Politik und gönne mir den Luxus einer selbstgewonnenen, differenzierten Meinung. Ich passe sie nicht dem Zuhörer an. Aber eben, Meinung kommt von meinen und zuweilen müssen wir alle unsere Haltungen und Überzeugungen ausmisten und dem Wissensstand anpassen.

Also rufe ich allen und mir selbst zu: Sei weltoffen und trotzdem unabhängig, hilfsbereit, ohne gleich das ganze Tafelsilber zu verkaufen! Schützt die direkte Demokratie, denn das Volk macht, wie uns die Geschichte zeigt, im Long Run weniger Fehler als die bezahlten Polithasen. Und haltet die Ausgaben im Auge. Denk global, aber handle lokal. Verstehe die gewerblich-industriellen Büezer - Schweizer sowie Migranten – und lass ihre Teller voll werden. Nähre auch diejenigen, die unproduktiv sind. Aber motiviere sie durch eine angemessene Diät, wieder produktiv zu werden. Bleib schlank im Staat und lass den Horizont weiterhin von links bis rechts durchlaufen. Hohe Tannen hat es da wie dort, und der Jura hört auch nicht in der Mitte auf.

Wünsche weiterhin ein spannendes Leben, wo die Augen leuchten, die Saiten erklingen, die Feste gefeiert werden und schräge, phasenweise etwas überkandidelte, nicht immer ernst zu nehmende Vogelgesänge, wie meine auch, noch geduldet werden.

Und übrigens, Gregi: Mein Herz funktioniert, nicht nur auf der Zunge, sondern dort, wo es gebraucht wird, ohne grosses Aufheben. Und zum Glück brauche ich in meinem Alter auch keinem mehr in den Allerwertesten zu kriechen. Ich stehe voll zu meiner Rede beim SMA - weil sie das ausdrückt was ich und die Mehrheit in unserer Band fühlt.

Aber jetzt back to music, zurück zur Musik, die uns alle immer wieder versöhnt. Und zwischendurch mal fragen: Wo ist das Abenteuer in unserem Leben? Jetzt? Denn am Schluss wollen wir doch sagen: wir haben gelebt, geliebt, gewonnen, verloren, aber zwischendurch vielleicht mal den Himmel berührt.

SalemAleikum. Friede sei mit uns.

CVR

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