Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Wir haben in «30» reingehört Top oder Flop? Lohnt sich das neue Adele-Album?

In einer beispiellosen PR-Kampagne erzählte Adele offen über Scheidung, Schuldgefühle und ihr Seelenleben. Wie Phönix aus der Asche ist sie nun auch musikalisch zurück. Ihr Album «30» ist ein vertontes Tagebuch: intensiv, bewegend, berührend. Aber nicht jeder Eintrag wäre nötig gewesen.

Schon im Vorfeld wurde viel geschrieben, viel gesagt oder spekuliert. Nicht zuletzt Adele selbst hat bei Interviews durch tiefe Einblicke in ihr Seelenleben dafür gesorgt. So kommt man nicht umhin, ihr neues Album «30» als ihr persönlichstes zu betiteln. Und man darf annehmen, dass die britische Sängerin damit neue Rekorde brechen wird. Diesen Freitag, 19. November 2021, erscheint das Werk, das mit einer beispiellosen PR-Kampagne angekündigt wurde.

Adele beim Auftritt in der CBS-Show
Legende: Das TV-Special «One Night Only» Grosse Stimme, grosse Gefühle. Das CBS-TV-Special vom Sonntagabend bewies einmal mehr: Adele ist die perfekte Croonerin. Sie hat die Stimme, die Ausstrahlung und die Songs. Das Special mit alten Hits und den neuen Songs «Hold On», «I Drink Wine» und «Love Is A Game» läuft in der Schweiz auf SRF zwei am Sonntag, 28. November 2021, um 22.25 Uhr. twitter.com/Adele

Laut Medienberichten und Aussagen von Freunden, die die Songs bereits gehört haben, ist auf «30» eine neue Adele zu entdecken. Eine musikalisch fantastische, vielseitige.

Auch SRF-Musikredaktor Gerni Jörgler hat die neuen Songs bereits vorab gehört. Sein Fazit:

‹30› macht Adele-Fans mit traurigen Songs glücklich.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Gerni Jörgler kennt die Songs bereits

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: SRF

Der SRF-Musikredaktor gehört zu den wenigen, die sich die Songs vorab anhören durften. Das Album «30» erscheint diesen Freitag, 19. November 2021.

Ein Scheidungsalbum sei es, liess Adele vor ein paar Wochen in einem Instagram-Live-Chat verlauten. Es sei Selbstzerstörung, Selbstreflexion und eine Art Wiedergutmachung an sie selbst. Es sei ihre Seite der Geschichte, machte die 33-Jährige zudem in verschiedenen Interviews klar. Die Tracks erzählen von dieser Reise in einer Achterbahnfahrt der Gefühle.

Ich kannte mich nicht wirklich. Ich dachte, ich wüsste es. Aber ich mochte einfach nicht, wer ich war.
Autor: Adele «Rolling Stone»-Interview Dezemberausgabe 2021

Das innere Wachstum zeigt sich im Äusseren, manifestiert sich in den Songs in einer Art musikalischem Tagebuch. SRF-Musikredaktor Gerni Jörgler erzählt von seinen Eindrücken zu jedem Song, wertet und ordnet ein. Ergänzt mit Hintergrund-Informationen eines Interviews, das die Balladen-Königin mit dem «Rolling Stone»-Magazin führte.

 

Track Nr. 01: «Strangers By Nature»

Der Einstieg, und das Versprochene ist da: Eine neue Adele ist zu hören. Mit einem Song, in dem sie zugibt, ein bisschen «chaotisch» zu sein. Inspiriert durch das Biopic «Judy» mit Renée Zellweger wandelt sie auf den Spuren von Judy Garland.

Bereits die erste Songzeile ist voller Pathos: 'Ich bringe Blumen auf den Friedhof meines Herzens.' Das Album eröffnet wie ein Revue-Film aus den 1940er-Jahren.
Autor: Gerni Jörgler SRF Musikredaktor

Track Nr. 02: «Easy on Me»

Diesen Song kennen wir. Es war die erste Single, das erste musikalische Lebenszeichen von Adele seit ihrer Scheidung. Ein Song, mit dem sie Rekorde gebrochen hat: In unzähligen Ländern stieg sie damit auf Platz 1 der Charts ein, am Veröffentlichungs-Tag schaffte sie auf Spotify innerhalb von 24 Stunden 24 Millionen Streams. Mit dem für sie so typischen Song beschäftigt sie sich mit ihrer gescheiterten Ehe und mit der Beziehung zu sich selbst.

 Track Nr. 03: «My Little Love»

Wie man eine gute Mama, ein guter Papa ist, steht in keinem Lehrbuch. Adele selbst erlebte mit drei Jahren die Scheidung ihrer Eltern. Erst kurz vor dem Tod ihres Vaters im vergangenen Frühjahr, konnte sie mit ihm Frieden schliessen. «My Little Love» ist ein R&B-Schlaflied für ihren 9-jährigen Sohn Angelo.

Das obligate Lullaby für das eigene Kind. Am Schluss: Dialoge zwischen Adele und ihrem Sohn – bis sie am Schluss weint. Definitiv eine Schicht Kitsch zu viel. Der Tiefpunkt.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 04: «Cry Your Heart Out»

Die 33-Jährige möchte ihrem Sohn nicht nur mit «My Little Love», sondern mit allen Songs auf der Platte zeigen, wer sie wirklich ist: vielschichtig und kompliziert.

Eine Reggae-R&B-Nummer, dem Können einer Adele unwürdig.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktion

Track Nr. 05: «Oh My God»

Lange ging Adele nicht an Partys oder Hochzeiten von Freund:innen. Zu gross war die Angst, dass sie ihnen die Show stehlen und Paparazzi auf den Plan rufen könnte. Diese Angst hat sie überwunden. «Oh My God» handelt davon: Sich einerseits zu verwirklichen, andererseits Superstar mit allen Vor- und Nachteilen zu sein.

Der nächste R&B-Track. Der eingängige Refrain rettet den Song.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor
Adele trinkt
Legende: Hat laut eigenen Aussagen vor nichts mehr Angst Adeles Tagebuch in Songs gefasst: «30» erzählt von Trennung, Schmerz, neuer Liebe und neu gefundenem Selbstvertrauen Simon Emmet

Track Nr. 06: «Can I Get It»

Seit kurzem ist sie wieder in einer Beziehung bzw. wurde öffentlich, dass Adele mit Sportagent Rich Paul zusammen ist. Wie es ist, als berühmter Single in Los Angeles auf Partnersuche zu gehen, beschreibt Adele mit «Can I Get It».

Der 'Rumour has it' -Moment auf dem Album, weil sich der Song dank dem höheren Tempo vom Rest abhebt. Es wird sogar eine Melodie gepfiffen und die Gitarre erinnert an jene in 'Faith' von George Michael.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 07: «I Drink Wine»

Klingt nach Elton John bzw. nach Bernie Taupin . Klingt retro. Im Mittelpunkt steht der Satz «I hope I learn to get over myself» - oder anders gesagt: «I Drink Wine» handelt davon, das eigene Ego abzulegen, nicht alles persönlich zu nehmen.

Mit diesem Track beginnt die Balladenstrecke des Albums, die sich bis zum Schluss durchzieht. Ein Killer von einem Song! Für solche Songs lieben wir sie.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 08: «All Night Parking (Interlude)» with Erroll Garner

Hier wird die erste Beziehung nach der Trennung thematisiert. Mit einem Sample zu «All Night Parking» von der verstorbenen Jazz-Legende Erroll Garner. Es geht um das Kribbeln im Bauch, um Verliebtheit, um das Gefühl, sich geliebt zu fühlen – und eine Fernbeziehung, die zum Scheitern verurteilt war.

Wir tauchen in eine Jazz-Club-Atmosphäre ein. Wunderschön! Soul-Queen Erykah Badu könnte es nicht besser machen.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 09: «Woman Like Me»

Nach dem Gefühl der Verliebtheit bei Nummer 8, folgt mit «Woman Like Me» die Ernüchterung. Adele rechnet mit dem Fernbeziehungs-Ex ab. Wirft ihm vor, das Potenzial ihrer Beziehung vergeudet zu haben.

Wir bleiben bei den schönen, reduzierten R&B-Balladen, wie man sie auch von gefeierten Newcomerinnen wie Celeste oder Arlo Parks kennt.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 10: «Hold On»

Eine Piano-Ballade, die sich mit Gospel-Chören zum grossen Crescendo steigert. Adele at its best!
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 11: «To Be Loved»

«30» ist nicht nur das neue, vierte Album, es ist Adeles persönliche Reise zu sich selbst.

Die nächste schöne Piano-Ballade. Diesmal so intim und intensiv gesungen, dass man den Song unmöglich nur im Hintergrund laufen lassen kann.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor

Track Nr. 12: «Love Is A Game»

Jeder Refrain wird anders gesungen. Adele nennt das den «Barry-Manilow-Trick». Man hört sie auch im Hintergrund, da schlüpft sie in verschiedene Rollen. Sixties-Atmosphäre ist hier angesagt. Und Dinge, die mitten ins Herz treffen.

Grossartiger 1960er-Jahre-Soul zum Schluss. Abspannmusik zum Biopic – pardon, Album ‹30›.
Autor: Gerni Jörgler SRF-Musikredaktor
Porträt Adele
Legende: «30» ist das vierte Album des britischen Superstars Simon Emmet

Auf der Deluxe-Version finden sich zudem noch drei weitere Songs, unter anderem der Hit «Easy On Me» in der Duo-Version mit Country-Superstar Chris Stapleton.

Radio SRF 3, 17. November 2021, 8:10 Uhr

Meistgelesene Artikel