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Dorfplatz Ins Das Lebenswerk von Ätti und Müetti Seiler

Die Heimschule Schlössli Ins war bis 2014 eine weit herum bekannte Institution. Sie wurde nach anthroposophischen Grundsätzen geführt. Die Kinder sollten Raum zum Sein und Werden erhalten. Dafür setzten sich Ätti und Müeti ein.

Gegründet wurde die Heimschule Schlössli Ins Mitte des letzten Jahrhunderts von Robert Hermann und Ruth Seiler. Als Heimleitende nannte man sie Ätti und Müeti. Ättis Eltern waren Verdingkinder. Sie wussten aus eigener Erfahrung was mit Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen geschieht. Deshalb öffneten sie Herz und Türe und schenkten Pflegekindern ein Zuhause.

Rudolf Steiner als Vorbild

Ihr Sohn Robert wurde Lehrer. Am Seminar lernte er den Theologen und Anthroposophen Friedrich Eymann kennen und durch ihn auch die Waldorf-Pädagogik von Rudolf Steiner. Diese wurde später zur Grundlage für Leben, Lernen und Wirken in der Ausbildungs- und Wohnstätte.

Rudolf Steiner

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Legende: Rudolf Steiner um ca. 1905. Wikipedia

Rudolf Steiner (1861-1925) ist der wichtigste Inspirator für die Schlösslipädagogik. Er sah den Menschen auch immer als geistiges Wesen. Steiner vertrat die Ansicht, dass der Mensch vor allem ein Künstler sein sollte, so könne er gesellschaftlich und für sich selbst kreativ und intuitiv wirken. Rudolf Steiner initiierte die Waldorfpädagogik, die heute weltweit mit über 100 Schulen auf allen Kontinenten praktiziert wird.

Das Schlössli wächst

Das Ehepaar Seiler zog 1953 nach Ins und mietete ein altes Patrizierhaus mit einem Park und gründete die Heimschule Schlössli Ins. Diese wuchs stetig und es kamen weitere Liegenschaften dazu. 20 Jahre später übergaben Ätti und Müeti ihr Lebenswerk den Söhnen Ueli und Michel Seiler.

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Impressionen vom Schlössli Ins («Antenne» vom 17.05.1973)
Aus Radio SRF Musikwelle vom 01.09.2021.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 31 Sekunden.

Später übernahmen leitende Mitarbeitende den Betrieb als Verein Schlössli Ins. Die Seiler-Söhne wollten ihren Erbanteil an den Liegenschaften nicht privat nutzen. Sie sollten künftig einer Stiftung mit bestimmtem Zweck dienen. So wurde 1982 die Stiftung Seiler Ins gegründet.

Das Dorf im Dorf

Das Verhältnis zwischen der Inser Bevölkerung und dem Schlössli war nicht immer ungetrübt und innig.  «Als ich zur Schule ging, wollte von den Einheimischen niemand etwas mit dem Schlössli zu tun haben. Und die vom Schlössli hatten sich ums Dorf auch nicht gekümmert», erinnerte sich vor ein paar Jahren Urs Hunziker. Er war von 2007 bis 2014 Gemeindepräsident von Ins. Er beobachtete aber in den zwei letzten Jahrzehnten vor der Schliessung auch eine Annäherung zwischen Schlössli und Dorf.

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Porträt von der Heimschule Schlössli Ins («Schweiz aktuell» vom 30.09.1993)
Aus Radio SRF Musikwelle vom 01.09.2021.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 55 Sekunden.

Die Heimschule wird geschlossen

2014 war ein Schicksalsjahr für die Heimschule Schlössli Ins. Die Schul- und Heimgemeinschaft wurde vom Jugendamt des Kantons Bern geschlossen. Zwischen dem Präsidium der Stiftung Seiler und der Heimleitung, einschliesslich dem Vorstand des Vereins Schlössli, herrschte ein tiefer Konflikt. Ausschlaggebend waren Pläne für eine Neuausrichtung der Institution. Die Spannungen konnten trotz externer Mediation nicht beigelegt werden.

Seit der Schliessung vermietet die Stiftung Seiler ihre Liegenschaften und Wohnungen an verschiedene und unabhängige Projekte und Privatpersonen, die den Stiftungszweck weiter tragen.

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