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Lebensgeschichte Karl Steiner kennt Brunnen wie seine Westentasche

Lebhaft und munter erzählt Karl Steiner aus seinem Leben. Erstaunlich dabei ist, an wie viele Details und vor allem Namen er sich daran erinnert. Der 90-Jährige scheint ein wandelndes Lexikon zu sein, wenn es um die Geschichte von Brunnen im Kanton Schwyz geht.

Brunnen am Vierwaldstättersee ist Karl Steiners Heimat. Hier wurde er geboren. Hier lebt er heute noch. Sein Zuhause ist das Alterswohnheim am Heideweg. Mit grosser Begeisterung erzählt er aus seinem langen Leben. Sein Vater sei Concierge gewesen. «Im Sommer arbeitete er im Axenstein in Morschach, im Winter im Hotel Esplanade in Locarno.» Seine Mutter habe vis-à-vis von der Schiffllände ein Zigarrengeschäft gehabt.

In der Schule war ich nicht immer der Bravste.
Autor: Karl Steiner

Die Schule besuchte Karl Steiner bei den Ingenbohler Schwestern. «Ich war nicht immer der Bravste», meint er lachend. Einmal habe ihn eine der Schwestern übers Knie gelegt und mit einem Knebel geschlagen. «Danach war ich folgsam. Zuhause habe ich aber kein Wort darüber verloren, sonst hätte es noch einmal Schläge abgesetzt.»

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«Buben und Mädchen wurden in getrennten Klassen unterrichtet»
aus Sinerzyt vom 26.06.2018. Bild: SRF
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Mit knapp 16 Jahren trat Karl Steiner eine Lehre in der Munitionsfabrik an. Nach einem halben Jahr durfte er in die Abteilung Schussfehler-Vermessung bei der Fliegerabwehr-Truppe in Emmen. Mit sogenannten Theodoliten wurde die Flugbahn eines Schusses bis zum Tausendstel berechnet. «Heute geschieht dies alles elektronisch mittels Fotoaufnahmen», so Karl Steiner. Später kehrte er nach Brunnen zurück. In einem Elektronikbetrieb arbeitete er an Scheinwerfern und Horchgeräten. Letztere wurden später durch Radargeräte verdrängt.

90 Jahre Ortsgeschichte

Abgesehen vom kurzen Abstecher nach Emmen, hat Karl Steiner sein ganzes Leben in Brunnen verbracht und den Ort im Wandel der Zeit erlebt – vom Ferienort zum Ausflugsziel. «Als ich Kind war, wurden die Feriengäste von einem Portier an der Schifflände abgeholt und mit einer Kutsche zum Hotel gefahren», beschreibt er ein Bild aus alten Tagen. Auch Taxis habe es verschiedene gegeben. «Da war ein Schmidi, ein Camenzind, ein Inderbitzin und ein Theiler.»

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«Ein Brunner Original ging jeweils mit einer Schelle durchs Dorf»
aus Sinerzyt vom 22.06.2018. Bild: SRF
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Ein wandelndes Namens-Lexikon

Der 90-Jährige hat ein exzellentes Namensgedächtnis. Er erinnert sich an Schneider, Pliss, Auf der Mauer, Strübi, Schneider Nigg oder Imhof in der Gasse – alles einstige Schuhmacher in Brunnen. Dann an die vielen Hotelnamen wie Winkelried, Des Alpes, Rigi, Hellerbad oder Mythenstein – oder mitten im Dorf ans Rütli, Rössli, Tübli, Eden oder Grand Hotel.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blühte die Hotellerie in Brunnen. «Während des Kriegs ging hier nichts. Es kam kein Geld herein. Nach dem Krieg fehlte das Geld für notwendige Renovationen. Heute sind nicht mehr viele Hotels übrig und Morschach hat Brunnen bei den Ferienübernachtungen längst überholt», resümiert Steiner.

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«Brunnen hat sich vom Ferien- zum Ausflugsort gewandelt»
aus Sinerzyt vom 26.06.2018. Bild: SRF
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Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle

In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.

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