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Helvetia «Am Flughafen werde ich wegen meines Namens immer kontrolliert»

Er ist Schweizer und Ägypter: Leichtathlet und Arzt Kariem Hussein merkt vor allem am Zoll und am Flughafen, dass sein Nachname manchmal ein Nachteil sein kann. Über sein Leben erzählt er bei «Helvetia».

Aufgewachsen ist Kariem Hussein in einem Dorf im Thurgau: In Tägerwilen wohnt seine Familie heute noch. Seine Mutter kommt von hier, sein Vater – ein Ägypter – kam mit Ende 20 in die Schweiz und lernte Kariems Mutter kennen. «Ich selbst sehe mich als Schweizer UND als Ägypter», betont er. Schliesslich würde er sich auch nicht zwischen Vater und Mutter entscheiden wollen: «Es sind beide meine Eltern und das ist meine Herkunft.»

Erfolg in der Leichtathletik

Als Aussenseiter hat sich Kariem nie gefühlt – jedenfalls nicht wegen seiner Herkunft. «In der Kanti fängt es an, intellektuell zu werden. Da wirst du eher als Sportler zum Aussenseiter, weil es dich nicht weiterbringt.» Obwohl ihm viele davon abraten, macht er es trotzdem.

Im Sport ist es egal, ob du gross, klein, schwarz oder weiss bist – am Schluss zählt nur die Leistung.

In der Leichtathletik erzielt er schnell Erfolge im 400 Meter-Hürdenlauf. «Das hat mir mega gefallen und ich konnte mich mit dieser Disziplin identifizieren.» Denn im Sport zählt nur eines: die Leistung. «Deine Herkunft spielt keine Rolle. Wer als Erstes über der Linie ist, hat gewonnen – egal, ob gross, klein, schwarz oder weiss.»

Mehr Sicherheitskontrollen wegen des Namens

Im Fussball nannten sie mich oft ‹Saddam›, was für mich nicht so schlimm war. Irgendwie fand ich es noch lustig.

Früher im Fussball wird Kariem manchmal «Saddam» genannt: «Für mich war das nicht so schlimm. Irgendwie fand ich es noch lustig», erzählt der 31-Jährige.

Am Flughafen und am Zoll merkt er aber auch heute immer wieder, dass er wegen seines Namens öfters kontrolliert wird. «Wenn ich am Flughafen meinen Pass in die automatische Passkontrolle lege und durchkomme, werde ich danach trotzdem immer noch herausgepickt und kontrolliert.» Auch landet er regelmässig in der Sprengstoffkontrolle: «Ich werde sicher jedes vierte oder fünfte Mal kontrolliert.»

«Helvetia»

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Wie tickt die junge Schweiz? In der fünfteiligen Webserie «Helvetia» übernehmen junge Menschen mit und ohne Schweizer Pass das Wort. Sie erzählen persönliche Geschichten aus ihrer Kindheit, und von ihrer Herkunft.

Wenn Kariem irgendwo isst und keinen Wein trinkt, wird er von den Leuten oft gefragt, ob er das wegen des Sports oder wegen der Religion macht. «Wenn ich nicht darüber reden will, sage ich wegen des Sports. Dann ist es für alle okay.» Würde er allerdings mit «wegen der Religion» antworten, sei es für die Leute ein Zeichen, religiös zu sein. «Für mich hat das aber nichts damit zu tun. Jassen hat auch nichts damit zu tun, dass du Schweizer bist», findet Kariem. «Es spielt dann keine Rolle, dass ich Ägypter bin, sondern geht dann um die Religion.»

Ich würde beide Nationalhymnen singen.

Er ist stolz auf deine Herkunft – sowohl die schweizerische und die ägyptische. «Ich würde beide Nationalhymnen singen. Man singt für eine Nationalmannschaft und steht für sie ein.» Natürlich sei das jedem selbst überlassen, aber er betont nochmals: «Ich würde beide singen.»

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