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Rehmann Paula (33): «Für mich sind meine Eltern schon lange gestorben»

Als Kind wurde Paula von ihren Eltern physisch und psychisch misshandelt. Mit ihrem alkoholkranken Vater bricht sie den Kontakt bereits im Alter von 17 Jahren ab. Und auch mit der Mutter kam es einige Jahre später zum Bruch – zum Schutz von Paula.

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

Paula musste als Kind so einiges aushalten. Ihr Alltag bestand aus Schlägen, Beschimpfungen und Erniedrigungen durch ihre Eltern. Ihr Vater war alkoholkrank, die Mutter wahrscheinlich depressiv – so interpretiert Paula das Verhalten ihrer Mutter heute.

Nichts konnte Paula ihrer Mutter Recht machen. Frust und Aggressionen wurden an Paula und ihren Geschwistern ausgelassen. Wegen banalen Kleinigkeiten konnte eine Situation eskalieren. Immer wieder wurde Paula als kleines Mädchen einfach vor die Türe gestellt. Worte des Lobes oder physische Zuneigung erlebte sie nie.

Alleine gelassen

Obwohl Paula als Kind mit Handabdrücken im Gesicht in die Schule kam, unternahm die Schulbehörde nichts. Sogar als ihr Vater betrunken vor der Schule umherstreifte, schaute man beschämt weg oder noch schlimmer: machte sich über die Familie lustig.

Mehrfach versuchte Paula ihrem Vater zu helfen und ihn aus der Alkoholsucht zu befreien – vergebens. Mit 17 brach sie den Kontakt zu ihm ab.

Raus aus der Hölle

Der Auszug aus dem Elternhaus war ein Befreiungsschlag, ein Entkommen aus einer nicht enden wollenden Spirale aus Aggression und psychischer Gewalt.

Mit der Mutter versuchte Paula noch einige Jahre den Kontakt zu halten, bis sie zum Schluss kam, dass sie sich ebenfalls vor ihr schützen musste. Um ihren Seelenfrieden zu finden, brach sie den Kontakt auch zu ihr ab.

Ich wollte ihr absolut keine Macht mehr über mich geben. Ich wollte nur noch abschliessen und ein glückliches Leben haben.

Paulas Blog

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Paula hat auf ihrem persönlichen Blog wasmansonichtsagendarf.ch einen offenen Brief an eine Mutter verfasst, die von ihrem Kind verlassen wurde.

«Schützt euch!»

Mithilfe von einer Therapie hat es Paula schliesslich geschaft, sich von den traumatischen Ereignissen ihrer Kindheit und Jugend zu distanzieren. Paula ist eine selbstbewusste Frau und kann heute objektiv über die Beziehung zu ihren Eltern sprechen. Geborgenheit und Zusammenhalt holt sie sich bei in ihrem Freundeskreis.

Ausserdem betreibt Paula einen Blog, auf dem sie über ihre Erlebnisse schreibt. Unter anderem ist es ihr Ziel, das Thema des Kontaktabbruchs mit den Eltern zu enttabuisieren.

Es erfüllt sie mit Wut, dass man Menschen, die den Kontakt mit den Eltern abgebrochen haben, oftmals ein schlechtes Gewissen einredet. Kindern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, wie sie es war, gibt sie den Rat, nicht zu warten und sich Hilfe zu suchen. Denn jeder hat das Recht, glücklich zu sein.

Man sucht sich seine Famillie nicht aus. Aber man kann sich aussuchen, wie man leben möchten.

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