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«Es war wie ein Blitz, der in meinen Kopf einschlägt»
Aus Rehmann vom 16.11.2020. Bild: SRF
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Rehmann «Es war wie ein Blitz, der in meinen Kopf einschlägt»

Paddy erleidet mit 31 Jahren zwei Hirnschläge – zum Glück ohne bleibende Schäden davon zu tragen. Das Ereignis sieht er als zweite Chance im Leben und macht anderen Mut, über Krankheitsbilder oder Probleme offen zu sprechen.

Alles beginnt mit Haarausfall. Als Paddy bemerkt, dass sein Haar lichter wird, besucht er einen Dermatologen – seine Haare sind ihm wichtig. Sorglos nimmt er das Medikament ein, das er zur Behandlung verschrieben bekommt. Nach anfänglichem Erfolg machen ihm aber die Nebenwirkungen zu schaffen. Vor allem der Libidoverlust wird für Paddy zur Belastung.

Mein Arzt fragte: ‹Wollen Sie einmal Kinder haben oder wollen Sie Haare?›.

Er entscheidet sich zum Urologen zu gehen, um seinen neuen Beschwerden entgegenzuwirken. Seine Spermien werden getestet – sie sind in einem schlechten Zustand sind. Das zuvor verschriebene Medikament wirkt sich also nicht nur negativ auf seine Lust, sondern auch auf die Spermienproduktion aus. Der Arzt meint darauf zu Paddy: «Sie müssen sich entscheiden, wollen Sie einmal Kinder haben oder wollen Sie Haare?»

In einer Abwärtsspirale

Wegen psychischem Stress entwickelte er zudem einen kreisrunden Haarausfall und muss eine Kortison-Therapie starten. Doch auch hier zeigen sich erneut Nebenwirkungen. Paddy merkt, dass er sehr labil wird – das Kortison wirkt sich auf seine Psyche und sein Immunsystem aus: «Es hat so weit geführt, dass meine Gedanken zum Teil sehr trüb waren und eine grosse Trauer entstand.»

Als Paddy über mehrere Wochen Migräne, Nacken- und Rückenschmerzen hat, nimmt er sehr viele Schmerzmittel zu sich, denn er will nicht bei der Arbeit als Pfleger fehlen. Seine Ärztin diagnostiziert eine potenzielle Stirnhöhlenentzündung und verschreibt ihm Antibiotika. Wirkung zeigt dieses kaum und Paddy bekommt ein noch stärkeres Antibiotikum.

Nie zuvor erlebte Symptome

Ich bin eingeschlafen und als ich wieder aufwachte, konnte ich kaum noch gehen.

Als Paddy eines Tages draussen spazieren geht, merkt er, wie es ihm immer schlechter geht und sich ein Stechen in seinem Kopf ausbreitet. «Es fühlte sich wie ein Blitz an», erinnert er sich. Auch ein Augenflimmern nimmt er war und er entscheidet, sich in einem Park hinzulegen. «Ich bin eingeschlafen und als ich wieder aufwachte, konnte ich kaum noch gehen.»

Auf dem Heimweg merkt Paddy zudem, dass seine Koordination nicht mehr richtig funktioniert, denn er schafft es nur torkelnd zum Bahnhof. Am selben Abend wird es noch schlimmer: Beim Abendessen spürt der 31-Jährige sein Bein nicht mehr. «Ich konnte mein Bein nicht mehr bewegen und fiel zu Boden.»

Die Situation bereitet ihm grosse Sorgen, also ruft er seine Ärztin an. Diese schickt ihn direkt in die Notaufnahme. Paddy packt eine unerwartete Angst – schliesslich arbeitet er in der Pflege und betreut selbst Patienten mit genau diesen Symptomen.

Die Schock-Diagnose

Auf der Notfallstation führt man viele Untersuchungen durch, findet aber dennoch keine Ursache. Paddy hat immer noch Koordinationsprobleme. Gleichzeitig breitet sich eine Sensibilitätsstörung in seiner linken Gesichtshälfte aus.

Zwar gelingt ihm das Gehen am nächsten Tag etwas besser, für weitere Abklärungen bleibt er jedoch im Spital. In der Neurologie wird nichts Auffälliges gefunden, deshalb wird ein MRI durchgeführt.

Ich fragte mich: Wie geht es jetzt weiter? Wie sieht meine Zukunft aus?

Was Paddy danach erfährt, ist ein Schock: Der Arzt teilt ihm mit, dass er gleich zwei Hirnschläge erlitten habe, welche seine Koordinationsstörungen und das Taubheitsgefühl ausgelöst haben. «Ich fragte mich: Wie geht es jetzt weiter? Wie sieht meine Zukunft aus?», erzählt er.

Da er noch jung ist, heisst es zwar, dass mit der richtigen Therapie alles wieder gut werden kann, trotzdem belastet ihn der Umstand, bereits mit 31 Jahren Hirnschläge gehabt zu haben. «Der Arzt sagte mir, dass Lähmungen oder Behinderungen Folgen meiner Hirnschläge hätten sein können», erzählt er und fügt an: «Ich sehe das Ganze als zweite Chance im Leben an.»

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

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