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Film-Review Diese Witwen sind zu allem fähig

Nach dem Tod ihrer kriminellen Ehemänner werden vier unterschiedliche Frauen selber zu Verbrecherinnen – und verwickeln sich damit in ein Netz aus brutaler Korruption und Gewalt. Mit «Widows» liefert der «12 Years a Slave»-Regisseur Steve McQueen den wohl interessantesten Krimi-Thriller des Jahres.

Die Story

Es hätte der perfekte Coup werden sollen. Doch beim letzten Raubüberfall von Harry und seinem Verbrecherteam läuft alles schief. Der Fluchtwagen wird mitsamt dem Geld von der Polizei beschossen und alle Männer sterben.

Veronica, die Ehefrau des Bandenchefs Harry, sieht sich nun nicht nur mit einer überwältigenden Trauer konfrontiert, sondern steht auch zugleich vor einem riesigen Schuldenberg, den ihr ihr Mann hinterlassen hat. Es dauert nicht lange, bis der korrupte Politiker Jamal Manning vor der Türe steht, der von Veronicas Mann beraubt wurde. Mehrfach wird sie von dessen Eintreiber Jatemme bedroht.

Irgendwann findet Veronica ein altes Notizbuch, in dem Harry den Plan für seinen nächsten Überfall genaustens niedergeschrieben hat. Veronica sieht damit ihre Chance, das Geld zurückzubezahlen. Für die gefährliche Mission braucht sie jedoch ein geeignetes Team und kontaktiert dazu niemand Geringeres als die anderen Ehefrauen der verstorbenen Verbrecher der Bande ihres Mannes. Die, wie sich herausstellt, zu allem bereit sind.

Widows
Legende: Rekrutierung in der Sauna Victoria (Mitte) weiht die anderen Witwen in ihren Plan ein. 20th Century Fox

Das hat funktioniert

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass «Widows» wohl der spannendste Thriller des Jahres ist. Und das aus verschiedenen Gründen. Zum einen wäre da das Drehbuch, das einem mit seinen vielen unerwarteten Wendungen die Kinnlade mehrfach zu Boden katapultiert. Zum anderen sorgt neben der vielschichtigen Story auch die Entwicklung der Protagonistinnen für Nervenkitzel. Die tiefgründige Zeichnung der unterschiedlichen Frauencharaktere ist der wohl kraftvollste Punkt des Films. Diese sind nämlich facettenreich, stark, in ihrem Handeln aber nicht immer perfekt. Womit der Film immer wieder moralische Fragen aufkommen lässt.

Doch nicht nur inhaltlich ist «Widows» eine Wucht. Regisseur Steve McQueen, der sich erst als Installations-Künstler und Fotograf einen Namen gemacht hatte, weiss sich den formalen Mitteln perfekt zu bedienen. Er liefert nicht nur visuell beeindruckende Bilder, sondern lässt diese in nur kurzen Momenten erzähltechnisch so gehaltvoll sein, wie es nur wenige Filme schaffen.

Das hat nicht funktioniert

Die Geschichte besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, die alle miteinander verknüpft sind. Da alle wichtig sind, muss oft überlegt werden, wer mit wem nun wie in Verbindung steht. Das kann den Film teilweise etwas anstrengend machen.

Witwen
Legende: In kürzester Zeit zu Profi-Gaunerinnen werden Die Witwen müssen unter anderem lernen, wie man mit Waffen umgeht. 20th Century Fox

Fazit

«Widows» ist ein packender Thriller nach allen Regeln der Kunst, der gelungen gleichzeitig auch Elemente des Gangster-Films und Dramas vermischt. Dabei beschränkt er sich aber nicht nur auf unterhaltsame Action und einer plumpen Geschlechter-Umkehrung. McQueen lässt in seinem neuen Werk gelungen Kommentare zu Themen wie Rassismus und Korruption miteinfliessen und liefert zudem eine tiefgründige Charakterstudie von einzigartigen Figuren, die mit dem Top-Hollywood-Cast von Viola Davis, Liam Neeson, Michelle Rodriguez und Co. nicht besser hätten besetzt werden können.

Dieser Film ist für

Fans von Heist-Filmen und alle, die von «Ocean's 8» enttäuscht waren.

Rating

4 von 5 Punkten.

Die Fakten

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Cast: Viola Davis, Liam Neeson, Michelle Rodriguez, Daniel Kaluuya

Regisseur: Steve McQueen

Kinostart: 06.12.2018

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