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Songs & Alben Dave East: Endlich mal wieder klassischer «Rap-Rap»

Seit «Black Rose» von 2014 ist Rapper Dave East aus Harlem in den Ohren der Öffentlichkeit. In der Zwischenzeit hat er bei Nas' Label «Mass Appeall» unterschrieben und wurde dieses Jahr vom Hip-Hop Magazin XXL in die «Freshman Class» gewählt. Höchste Zeit, sich das mal ernsthaft anzuhören.

Luzern, spätabends in der Stube eines Freundes beim Kräutertee: Das neue Album von The Game wird durchgeskippt, die neue EP von Yelawolf auch. Beides hinterlässt trotz starken Momenten keine Hip-Hop Boner.

Dann klickt sich besagter Homie einen Song weiter und landet bei «Don Pablo» von Dave Easts neuem Mixtape «Kairi Channel». Gefahrenpotential hoch, nur schon beim Titel. «Ja super, vor drei Jahren hatten alle Game of Thrones-Lines, jetzt muss Narcos hinhalten», heisst es von uns. (Die Netflix-Serie «Narcos» erzählt die Geschichte von Pablo Escobar)

Der ganze Track auf dem gleichen Reim

Aber dann fängt der 28-Jährige aus East Harlem mit dem überklassischen «Bitches call me... Don Pablo» an und reimt durch die erste Strophe komplett auf Pablo. Dabei platziert er die Reime so im Takt, dass du sie schwer vorhersehen kannst. Ich und mein Homie (ok, es war Mauro Wolf von «Bounce») gucken uns beim Refrain mit dem eine-Augenbraue-hochziehenden, die Unterlippe leicht rausdrückenden Blick an, den sich Männer zuwerfen wenn sie non-verbal mitteilen möchten, dass der eben gemeinsam betrachtete Frauenhintern, oder eben Rapsong schon «pretty damn nice» ist.

Dave East
Legende: «Hallo?»...«Nein, ich möchte meine Krankenkasse nicht wechseln!» ZVG

Der Refrain stolziert über den trocken gehaltenen Beat – und dann fängt dieser Dave East doch noch einmal auf den gleichen Reim an und rappt wieder eine ganze Strophe auf Pablo.

Bitte versteht: Normalerweise leiden Inhalt und Flowvariation eines Rapsongs stark, wenn sich der Rapper in den Kopf setzt, er müsse jetzt einen Reim eine ganze Strophe oder sogar noch länger durchziehen. Aber Dave Easts «Don Pablo» ist ein Rap-Genussmoment, den ich mir ohne Probleme 4 bis 5 Mal am Stück im Loop geben kann: so konsequent wird der Reim in den Takt gehämmert, so überraschend bleibt der Flow.

Kein Cloud Rap, kein Autotune-Trap

Der Rest des Tapes zeigt sich ähnlich minimalistisch, was die Beats angeht, und Dave East haut Bar um Bar in klassischer New Yorker MC-Manier raus. Klassisches Storytelling wie auf «Keisha» wird exzellent und befriedigend zelebriert. Als Kontrast zu Cloud Rap, Autotune-Trap und Rapsongs, die eigentlich Popsongs sind, tut es gut, wieder einmal korrekt ausgeführten Rap-Rap zu hören. (Nach dem letzten Song geh ich aber wieder deutschen Dancehall pumpen, weil Rap-Rap ist schon bischi anstrengend.)

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