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Tom Hines
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«Auf Erden sind wir kurz grandios» von Ocean Vuong

Mit seinem hochpolitischen Debüt «Auf Erden sind wir kurz grandios» beweist Ocean Vuong, was gute Literatur vermag: Er entlarvt den Mythos vom amerikanischen Traum und zeigt, wie der Vietnamkrieg bis heute viele Seelen vergiftet.

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Little Dog, der Ich-Erzähler, schreibt seiner Mutter einen langen Brief; assoziativ reiht er Bilder und Szenen aus seinem harten Leben als vietnamesischer Immigrant aneinander, holt Momente von Gewalt und Zärtlichkeit ans Tageslicht und schildert seine erste Liebeserfahrung mit einem weissen Jungen. Er schont die Mutter nicht, denn er weiss: Als Analphabetin kann sie den Brief gar nie lesen.

Ocean Vuong hat dieses Buch auf der Folie seiner eigenen Biografie geschrieben: 1988 in Saigon geboren, kommt er zwei Jahre später mit zwei vom Krieg traumatisierten Frauen – der Mutter und der Grossmutter – nach Connecticut, wo er in ärmsten Verhältnissen aufwächst. Auf Umwegen findet er zur Literatur und sorgt mit ersten Gedichten in den USA für Furore.

Der Lyriker ist auch im Roman deutlich spürbar; alle Sätze sind aufs Äusserte verdichtet. «Poesie beginnt dort, wo die Schlagzeilen aufhören», erklärt Ocean Vuong im Gespräch mit Luzia Stettler. Dabei ermöglicht er völlig neue Perspektiven auf alte Themen: zum Beispiel, was es heisst, im Schatten von 9/11 erwachsen zu werden.

Buchhinweis:
Ocean Vuong. Auf Erden sind wir kurz grandios. Aus dem Amerikanischen von Anne-Kristin Mittag. Hanser, 2019.

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