Im Gegenteil. Zhadan schreibt in seinem jüngsten Roman «Mesopotamien» über die Menschen dort und ihre Nöte. Radikal human - und dadurch sehr politisch. Schon in «Die Erfindung des Jazz im Donbass» hatte Zhadan seine beklemmende Hellsichtigkeit unter Beweis gestellt. Wer wollte, konnte Anzeichen für einen gewaltsamen Zerfall der Region erkennen. In «Mesopotamien» porträtiert er ein modernes Babylon, seine Heimatstadt Charkiw, indem er von Menschen erzählt, die im «Zweistromland» leben: zwischen dem ukrainischen Dnjepr im Westen und dem russischen Don im Osten. Vor dem Hintergrund des Krieges, der bereits begonnen hat, ringen die Figuren um den Sinn des Lebens.
Heini Vogler im Gespräch mit Corina Caduff und Andreas Nentwich.
Buchhinweis:
Serhij Zhadan. Mesopotamien. Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe, Juri Durkot und Sabine Stöhr. Suhrkamp, 2015.