Schuld an seiner langjährigen gastronomischen Nischenexistenz war aber nicht etwa die fehlende Noblesse des Gewürztraminer, sondern sein eigenwilliger, expressiver Charakter.
Mit seinem betörenden Rosen- und Litschiduft und seinen opulenten Geschmacksnoten von exotischen Früchten, Quitten sowie Zitrus- und manchmal Raucharomen zählen, mit seiner geringen Säure und der vergleichsweise hohen Alkoholgradation vermag der Gewürztraminer selbst viele Weinliebhaber nicht auf Anhieb zu begeistern. Dies wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil er sich mit seiner ausgeprägten Aromatik und seiner Vollmundigkeit als nicht immer ganz leicht zu kombinierender Essensbegleiter erweist.
Das Elsass, wo rund 3000 Hektaren mit Gewürztraminer-Reben bestockt sind, ist weltweit das grösste Anbaugebiet. Auf den leichten Granit- und kiesigen Kalksteinböden findet der Gewürztraminer ideale Wachstumsbedingungen vor. Zudem verhilft ihm das gemässigte Elsässer Klima zu einer harmonischen Aroma-Säure-Balance.
Besondere Beachtung als Gewürztraminer-Anbaugebiet verdient auch das Südtirol, verdankt der Gewürztraminer doch dem Winzerdorf Tramin seinen Namen. Tatsächlich wird dort einer seiner Vorfahren, der weniger aromatische Traminer, bereits im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Der Gewürztraminer mit seiner typischen kupferroten Traubenschale entstand dagegen erst im 19. Jahrhundert als Mutation des Traminers.
Längst ist der Gewürztraminer nicht nur die meistangebaute Variante des Traminers, sondern auch buchstäblich ein Allerweltswein geworden: kaum eine Weinbaugegend auf dem Globus, wo der Gewürztraminer nicht als Spezialität kultiviert würde. Auch hierzulande, wo er auf rund 50 Hektaren wächst, bereichert er das Weinsortiment von Winzern im Wallis, der Waadt und in der Deutschschweiz.