Die schweigende Mehrheit – Schweizer Nabelschau in Grenchen
- Donnerstag, 12. April 2018, 20:05 Uhr
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Erste Ausstrahlung:
- Donnerstag, 12. April 2018, 20:05 Uhr, SRF 1
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Wiederholung:
- Freitag, 13. April 2018, 1:40 Uhr, SRF 1
- Freitag, 13. April 2018, 11:15 Uhr, SRF 1
- Montag, 16. April 2018, 15:15 Uhr, SRF info
Die Solothurner Uhrenstadt kann als Seismograf für die Schattenseiten der Globalisierung gesehen werden. Überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit, tiefe Stimmbeteiligung, und je mehr Ausländer zuwandern, desto schwächer wird die politische Linke.
Ein Film von Karin Bauer
In der Solothurner Uhrenstadt zeigt sich ein weltweites Phänomen: Politikverdruss. Rund zwei Drittel der Grenchner Stimmberechtigten gehen nicht mehr an die Urne. «Die direkte Demokratie könnte man abschaffen!» sagt Uhrenarbeiter René von Burg. Die Vorlagen seien viel zu kompliziert.
In Grenchen sterben Industriebetriebe, neue Branchen aber etablieren sich nicht. Je mehr Ausländer zuwandern, desto schwächer wird die politische Linke. Im letzten Jahr hat die Arbeiterstadt ihre rote Mehrheit verloren. Die Büezer René und Beatrice von Burg sind schon lange nicht mehr Gewerkschaftsmitglieder. «Wenn Firmen abwandern, können die doch nichts machen».
Nirgendwo in der Schweiz war der Meinungsumschwung im Verhältnis zu Europa grösser als in Grenchen. So stimmten FDP-Mitglied und Gemeindeverwalter Renato Müller und seine Frau zwar mehrmals für die Personenfreizügigkeit, befürworteten dann aber Kontingente für Zuwanderer bei der Initiative gegen Masseneinwanderung. Immer öfter stimmen die Müllers mit der SVP.
Was bewegt Bürgerinnen und Bürger in Zeiten der Unsicherheit? Filmautorin Karin Bauer hat ein Jahr lang in Grenchen gedreht. Eine Milieustudie.
Autorin: Karin Bauer
Kamera: Franco di Nunzio, Raphael Gubler, Michael Bähni
Schnitt: Pauline von Moos
Produktionsverantwortung: Monika Zingg
Leitung: Belinda Sallin
Ergänzung der Redaktion «SRF DOK»
François Scheidegger, Stadtpräsident von Grenchen, hält gegenüber SRF fest, dass aus Sicht vieler Grenchnerinnnen und Grenchner der DOK-Film «Die schweigende Mehrheit» die Stadt viel zu negativ darstelle. Insbesondere werde nicht auf die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre eingegangen.
François Scheidegger sagt: «Unsere Stadt ist eine der Top-Entwicklungsstandorte des Vereins Hauptstadtregion Schweiz. Und, sie gehört übrigens zu den sichersten Städten der Schweiz.»
Die Zahl der Beschäftigten in der Stadt Grenchen stieg zwischen 2005 und 2015 tatsächlich um 11,9 Prozent. In der Uhrenindustrie stieg die Zahl der Angestellten in der Stadt Grenchen gemäss Bundesamt für Statistik von 2005 bis 2014 um 989 Personen.
Weitere Informationen der Stadt Grenchen finden Sie auf der Homepage grenchen.ch.
Daniel Pünter, Bereichsleiter DOK und Reportagen, SRF, 23.04.2018
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12 Kommentare
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Eine Viertelstunde vor Schluss des Filmes frage ich mich langsam, wo denn die Jungen bleiben? Grenchen hat auf jeden Fall auch seine heiteren Seiten, und ich mache immer wieder gerne einen Veloausflug von Biel dorthin. Auch der Bieler Sänger Studeyeah hat Gränche schon vor ein paar Jahren ein schönes Kränzchen gewunden, hoffentlich wird der YouTube-Link im Kommentar auch angenommen. Grenchner, nehmt's leicht, wir mögen euer Stedtli. https://youtu.be/gDjtx54T09U
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Ich kann verstehen, dass sich Grenchen durch diesen einseitigen Beitrag verunglimpft fühlt. Die dargestellte Trostlosigkeit und die negativen Darstellungen sind wirklich beleidigend, auch für die ausländischen Menschen, auf welche die Industrie auch angewiesen ist. Grenchen ist toll und könnte in einem total anderen Licht gezeigt werden! Mich ärgert die Überheblichkeit dieser Zürcher DRS Journalistin sehr. Wie war das doch eben gerade mit Billag? Ausgewogene staatliche Berichterstattung?
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Der Film zeichnet kein Porträt der Stadt Grenchen, er zeigt eine Entwicklung auf, die sich an vielen Orten manifestiert: Die Menschen sind demokratiemüde und ziehen sich aus den politischen Prozessen eher zurück. Der Film porträtiert drei Ehepaare aus Grenchen und Bettlach und geht der Frage nach, warum dem so ist. Grenchen wurde aufgrund der Statistik ausgewählt: Der Meinungsumschwung vom Ja zu den bilateralen Verträgen zum Ja zur Initiative gegen Masseneinwanderung war dort schweizweit am grössten. Auch die Stimmbeteiligung ist in Grenchen tiefer als im Schweizer Durchschnitt. Eine negative Darstellung der Stadt war nie die Intention des Films. Mit freundlichen Grüssen, SRF DOK
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Aerny Durrer (Aca), Ennetbürgen
Mittwoch, 18.04.2018, 18:48Ich finde diese Dok informativ und stellt Grenchen und seine Bewohner nicht an den Pranger sondern zeigt beispielhaft auf, was schweizweit abläuft