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SRF DOK «Serbien wird Kosovo nicht anerkennen. Nie.»

Vor einem Jahr wurde Serbien von der EU belohnt: Der Beginn für die Beitrittsverhandlungen war gesetzt. Vorangegangen war das Brüsseler Abkommen zwischen Serbien und Kosovo, welches die Beitrittverhandlungen erst ermöglichte. Doch der grösste Konflikt zwischen Serbien und Kosovo bleibt.

«DOK» am Mittwoch

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«Das Abkommen», Mittwoch, 21. Januar 2015, 22.55 Uhr, SRF1

Mit der Unterzeichnung des Brüsseler Abkommens versprachen sich Serbien und Kosovo ihre Beziehungen zu normalisieren. Heute, ein Jahr später, ist die Beziehung zwischen Prishtina und Belgrad jedoch immer noch frostig. Denn der Grundkonflikt ist geblieben: Der kleine Kosovo ist seit sieben Jahren ein unabhängiger Staat, den Serbien nicht anerkennen will. Nie. Dieser Konflikt kostet die EU Millionen und bedroht das labile Gleichgewicht zwischen den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens auf dem Westbalkan.

Friss oder stirb

Zur Person

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Walter Müller ist seit 2001 Südosteuropa-Korrespondent und wohnt in Belgrad. Er begann 1984 für Radio SRF zu arbeiten. Ab 1995 bis zu seinem Umzug nach Belgrad war als Produzent für «Echo der Zeit» tätig.

Die damalige EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton beschloss, diesen potenziellen Explosionsherd einzudämmen. Das Rezept: Beide Parteien müssen an den Verhandlungstisch in Brüssel, wenn sie jemals der EU beitreten wollen. Über den Status, d.h. die Staatlichkeit des Kosovo, wird nicht diskutiert, sondern nur über technische Belange, die den schwierigen Alltag der Bevölkerung im Kosovo verbessern helfen. Weder Serbien noch der Kosovo haben eine Wahl. Denn die EU-Mitgliedschaft ist ihre einzige Perspektive. Widerwillig machen sich Delegationen aus den beiden Hauptstädten Prishtina und Belgrad Anfang März 2011 auf den Weg nach Brüssel. Das eisige Schweigen zwischen den Konfliktparteien ist gebrochen, der sogenannte Dialog beginnt.

Verhandeln bis zum Umfallen

In tage- und nächtelangen Marathonsitzungen verhandeln die Unterhändler während Monaten unter anderem über die Rückgabe von Zivilstandsregistern, Grundbüchern, über gegenseitige Anerkennung von Universitätsdiplomen und über Grenzen, die für Serbien nur «administrative Grenzen» sind.

Robert Cooper
Legende: EU-Vermittler Robert Cooper Dänischer Rundfunk

Die Intensität dieses diplomatischen Meisterstückes ist im dänischen Dokumentarfilm «Das Abkommen» eindrücklich eingefangen. Ein Diplomaten-Krimi bei dem zu sehen ist, was sonst hinter verschlossenen Türen passiert. Der Verhandlungsprozess ist oft kurz vor dem Absturz und wird daheim in Frage gestellt. EU-Verhandlungsleiter Robert Cooper wendet jeden Trick an, überlässt die Verantwortung für Kompromisse jedoch immer den Konfliktparteien. Die Delegationsleiter müssen in ihren Hauptstädten selber kommunizieren, was in Brüssel abgemacht wurde. Was deutlich macht, dass Verhandlungsresultate immer wieder unterschiedlich interpretiert werden.

Immer wieder Rückschläge

Die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen jedoch erst nach der Unterzeichnung des Brüsseler Abkommens. Die Abmachungen sind oft vage formuliert oder kompliziert in der Ausführung. Das führt regelmässig zu Streitigkeiten bei der Umsetzung. Bisher wurden nur vier von sechzehn Abmachungen implementiert, bilanzieren die Autoren von «Big Deal», einer Untersuchung über den Dialog zwischen Belgrad und Prishtina.

2014 ist der Stillstand total: In Serbien werden im März die National-Konservativen an die Macht gewählt. Der Kosovo ist nach den Wahlen im Juni monatelang ohne Regierung. Brüssel dagegen ist mit der Ukraine-Krise beschäftigt. Die Fronten zwischen Prishtina und Belgrad verhärten sich wieder. Das soll sich ändern. Die neue EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini hat die Ministerpräsidenten Serbiens und des Kosovo nach Brüssel gerufen, für einen Neustart – Anfang Februar.

Borko Stefanovic zu Besuch bei seinen ehemaligen Bandkollegen. Die Band trug damals den vielsagenden Namen «Generation ohne Zukunft».

Video
Borko Stefanovic und seine Band
Aus DOK vom 21.01.2015.
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