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Die Familie von Hasna wurde vor fünf Monaten vom IS aus ihrem Dorf vertrieben
Medair
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«Ich habe gelernt, keine Pläne zu machen»

Hasna Houwas gehört zu den 3,2 Millionen Menschen im Irak, die im eigenen Land auf der Flucht sind. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Camp, das eigens für intern vertriebene Menschen eingerichtet wurde. An eine Rückkehr in ihr Dorf denkt sie nicht. Nicht so lange dort IS-Truppen das Sagen haben.

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Die hochschwangere Hasna Houwas lebt mit ihren sieben Kindern, ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter seit fünf Monaten in der Nähe der Stadt Kirkuk in einem Flüchtlingscamp. Ihr Heimatdorf liegt keine 50 Kilometer entfernt. Pläne für eine Rückkehr schmiedet sie keine, sie ist in erster Linie einfach dankbar, dass sie und ihre Familie in Sicherheit leben können.

Helferin im Gesundheitsbereich

Sie gehört einem Team an, das im medizinischen Center des Camps geschult wird und ihr Wissen an andere Frauen weiter gibt. Sie macht die Frauen auf gesundheitliche Risiken aufmerksam, unterstützt in Hygienefragen und weist hin auf die Möglichkeiten der kostenlosen medizinischen Versorgung im Camp. Für diese Mitarbeit bekommt sie alle drei Wochen 36 Dollar. Das reicht zwar nicht weit, sie kann aber zusätzlich zu den Nahrungsmitteln, die Hilfsorganisationen verteilen, ab und zu frisches Gemüse kaufen.

Leben am Rande der Gesellschaft

Auch der Taxifahrer Ali aus Sulejman Beek ist ein Vertriebener. Er musste mit seiner Familie ebenfalls vor IS-Truppen aus seinem Dorf fliehen. Zwar wurde das Dorf in der Zwischenzeit von der schiitischen Miliz erobert. Sie hat aus Vergeltung sein Dorf und 44 weitere abgebrannt. Heute lebt Ali ausserhalb der Stadt Tooz, zusammen mit 400 anderen Familien. Die Behausungen sind seit dreieinhalb Jahren provisorisch, Einrichtungen, wie Latrinen, fehlen und das Wasser, das die Leute trinken, kommt aus dem verschmutzen Fluss. Tooz liegt in einer instabilen Region im Norden Iraks. Nur wenige Hilfsorganisationen arbeiten dort, umso schwieriger ist es die Lebenssituation von Familien wie die von Ali zu verbessern.

27 Millionen bald aufgebraucht

Die Projekte im Irak werden aus der Glückskette-Sammlung "Flüchtlinge" von 2015 unterstützt. Die Schweizer Bevölkerung hat insgesamt 27 Millionen Franken gespendet. Nebst der Hilfe für intern Vertriebene im Irak, werden aus dieser Sammlung auch Projekte zur Unterstützung von syrischen Flüchtlingen im Libanon, Irak, in der Türkei und auf der Balkanroute mitfinanziert. Zum heutigen Zeitpunkt stehen noch 1,5 Millionen Franken zur Verfügung. Angesicht der Not nicht viel Geld, erklärt Manolo Caviezel. Er ist seitens der Glückskette zuständig für die Flüchtlings-Hilfsprojekte und hat die Arbeit der Partnerhilfswerke im Irak besucht. Bei den Projekten handelt es sich um Nothilfe, d.h. um Lebensmittelverteilungen, medizinische Versorgung, Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen. Aber auch Cash-Projekte werden mitfinanziert. Dabei erhalten die Flüchtlinge anstelle von Lebensmitteln Geld und können selber bestimmen, was sie am dringendsten brauchen. Ohne weitere Unterstützung der Glückskette können laut Manolo Caviezel diverse Hilfsprojekte nicht weitergeführt werden. Spenden sind deshalb weiterhin willkommen, online oder auf das Postkonto 10-15000-6 mit dem Vermerk «Flüchtlinge».

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