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Schweiz Sepp Blatter wird 80: «Ich bin ein glücklicher Mensch»

Fast ein Viertel seines Lebens war er Präsident des Weltfussballverbands. Sepp Blatter war umstritten. Doch der wahre Trubel um ihn begann erst im letzten Jahr – und dann ging alles ganz schnell. Im Geburtstags-Interview zieht Blatter Bilanz.

Sepp Blatter im Geburtstags-Interview

Herr Blatter, wie werden Sie Ihren 80. Geburtstag verbringen?

Das ist für mich fast ein Tag wie jeder andere. Aber weil für mich jeder Tag ein Festtag ist, werde ich am 10. März feiern – mit meiner Familie, meinen Freunden und Kollegen. Ich erwarte über 100 Personen zu meinem Fest.

Freuen Sie sich auf Ihren Geburtstag oder erschreckt Sie die Zahl 80? Ich freue mich sehr auf diesen Tag. Mit dem 80. Geburtstag beginnt der Einstieg ins neunte Jahrzehnt. Und die 9 war im Fussball immer meine Nummer. Nicht umsonst nannte man mich den Uwe Seeler des Oberwallis. Und ich bleibe ein Mittelstürmer – und strebe nach Goals und neuen Zielen.

Wenn Sie zurückschauen auf Ihr bisheriges Leben: Sind Sie zufrieden?
Würden Sie heute etwas anders machen?
Es ist noch nicht der Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. Aber ich bin zufrieden. Der 80. Geburtstag ist für mich nur ein Zwischenstopp. Deshalb verzichte ich auch ganz bewusst auf eine Geburtstagstorte – mit Kerzen, die ich auspusten müsste. Das Licht ist die Quelle des Lebens – und wer das ausbläst, setzt ein falsches Zeichen.

Was für Pläne haben Sie für die Zukunft? Ich habe noch viele Pläne – aber ich spreche nicht gerne über unfertige Projekte. Ich sage ihnen dafür, was ich in Zukunft sicher nicht mehr machen möchte: Stundenlang im Flugzeug sitzen und Sudoku spielen.

Sind Sie glücklich oder haben die Ereignisse der letzten Monate ihre Spuren hinterlassen? Ich bin nicht glücklich über die Ereignisse der letzten Wochen – aber ich bin ein glücklicher Mensch.

Am 2. Juni 2015, nur wenige Tage nach seiner Wiederwahl, kündigte er infolge eines Ermittlungsverfahrens der Bundesanwaltschaft seinen Rücktritt an. Ein halbes Jahr später sperrte ihn die Ethikkommission der Fifa wegen Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung und Veruntreuung für acht Jahre für alle mit dem Fussball verbundenen Tätigkeiten. Die Sperre wurde am 24. Februar 2016 durch ein Berufungsgericht auf sechs Jahre reduziert. Blatter beteuerte bis zuletzt seine Unschuld. Am 26. Februar 2016 wurde Gianni Infantino zu seinem Nachfolger gewählt.

Sogar seine Schule wurde nach ihm benannt

Joseph «Sepp» Blatter wurde am 10. März 1936 in Visp geboren. Bereits als 12-Jähriger spielte er Fussball, beim FC Sierre später auch in der 1. Liga. Seine schulische Ausbildung durchlief er im Wallis – sein ehemaliges Primarschulhaus in Visp heisst seit 1999 Sepp-Blatter-Schulhaus. Nach der Schule studierte er VWL in Lausanne. Er arbeitete für verschiedene kantonale und schweizerische Verbände, bevor er 1968 in die Privatwirtschaft wechselte.

Video
Sepp Blatter, der Selbstdarsteller
Aus Glanz & Gloria vom 28.05.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 30 Sekunden.

Blatter liess keine Untersuchungen zu

Im Sommer 1975 wurde Blatter Direktor für Entwicklungsprogramme bei der Fifa, 1981 deren Generalsekretär. Am 8. Juni 1998 wurde er zum achten Präsidenten der Fifa gewählt. Er wurde bis 2015 drei Mal in seinem Amt bestätigt. Allerdings wurden Blatter regelmässig, auch Fifa-intern, finanzielles Missmanagement und Korruption vorgeworfen. Entsprechende Klagen wurde jeweils fallen gelassen. Interne Untersuchungen liess Blatter nicht zu. 2015 wendete sich das Blatt. Die Liaison zwischen Sepp Blatter und dem Schweizer Fussball ist passé.

Neues Leben, neues Glück?

2016 wird ein neues Leben für Blatter beginnen, ein mit Sicherheit weniger ruhmreiches. Daran wird auch sein angekündigter Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS nichts ändern. Doch er selbst ist sich sicher: «I'll come back». Das zumindest sagte der Ex-Präsident nach der Wahl seines Nachfolgers.

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