Denn wie soll Lehmann nur schon die Zeit zwischen Frühstück und appetitlosem Mittagessen verbringen, ausser in seiner Wohnung zwischen Schrankwand, Tisch und Sesseln hin- und herzugehen?
Seine Selbstgespräche werden immer schriller, die Kommentare zur Lage der eben abgewickelten Nation immer wütender, die Ängste immer heftiger. Hat er sich etwas vorzuwerfen? Dass er stets mehr tat als seine Pflicht? Dass er nie unentschuldigt auf einer Parteiversammlung fehlte? Dass er bei jeder Olympiade die DDR-Siege mitzählte?
Lehmann spielt sich durch seine Erinnerungen, bis er sich vor den Türen seiner Nachbarn, die ihn nicht mehr kennen wollen, auf den Knien rutschen sieht. Bitterböser und hinreissend komischer Monolog eines Wendeopfers.
Mit: Kurt Böwe - Regie: Karl-Heinz Liefers - Produktion: Funkhaus Berlin, 1991 - Dauer: 48'
Dem Hörspiel folgt ein Gespräch mit Ines Geipel.