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In der Hauptstadt Prishtina stehen neue Strassenschilder. Nach sieben Jahren Unabhängigkeit sucht der Kosovo immer noch seinen Weg zu einer funktionierenden Demokratie.
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Kosovo – Die Hoffnung ist verflogen

Zehntausende Kosovo-Albaner haben in den letzten Monaten ihrem jungen Staat enttäuscht den Rücken gekehrt und suchen Asyl in EU-Staaten. Warum haben sie das Vertrauen in die Zukunft des Kosovo verloren? Was würde ihnen wieder Hoffnung geben?

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Vor einem Jahr erklärten sich 80 Prozent der Kosovo-Albaner bei Umfragen als Optimisten, heute sind es nur noch 35 Prozent. Innerhalb weniger Monate hat die Stimmung gedreht. Nicht etwa die Ärmsten der Armen haben ihre Koffer gepackt. Auffällig viele aus dem Mittelstand haben die Hoffnung verloren und haben ihren jungen Staat verlassen. Zehntausende sind via Serbien, Richtung Ungarn und EU geflüchtet. Ihre Asylanträge sind jedoch chancenlos. Die Ausreisser werden in ihre Heimat Kosovo zurückgeschickt, in eine Situation, die noch hoffnungsloser ist als vor ihrer Abreise. Viele haben sich verschuldet, um Schlepper für die Reise zu bezahlen.

Was hat den raschen Stimmungsumschwung im Kosovo ausgelöst? Zum einen ist es die politische Situation. Nach den Wahlen letzten Sommer sah es nach einem politischen Wandel aus. Ein Oppositionsbündnis hätte die korrupte Vetternwirtschaft der vorherigen Führung unter Hashim Thaqi ablösen können. Dann scherte eine Partei aus dem Bündnis aus und spannte wieder mit Thaqi zusammen. Das Land hat eine Regierung, die es gar nicht wollte, sagt der Ökonom Lumir Abdixhiku vom Think-tank Riinvest in Prishtina.

Zum andern ist die Wirtschaft in einer desolaten Lage. Das Land müsste über zehn Jahre um jeweils mindestens 8 10% wachsen, um nur auf den Stand Albaniens zu kommen, sagt Abdixhiku. Das sei aber unrealistisch. Das Wachstum wird nicht zuletzt durch die Korruption gebremst. Beispiele von Kosovaren, die länger in der Schweiz gelebt haben, zeigen, dass das junge Land Potential hat. 90% der Waren werden importiert. Kosovo könnte viel mehr selber herstellen. Südosteuropa-Korrespondent Walter Müller hat einen Bäcker und einen Papiertaschen-Fabrikanten besucht.

Mitverantwortlich für die Probleme im Kosovo sei auch die internationale Gemeinschaft, sagt Ökonom Abdixhiku. Sie bemühe sich nur um Stabilität im Kosovo, investiere viel Energie in den kosovarisch-serbischen Dialog, aber sie kümmere sich nicht um die darniederliegende Wirtschaft. Die gegenwärtige Stabilität verunmöglicht, dass sich Kosovo entwickelt. Wenn sich Kosovo entwickeln soll, ist die Stabilität aber in Gefahr. Ein Dilemma.

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