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«Espresso bi dä Tüftler» Die Wheelblades-Kufen für Rollstühle

Patrick Mayer wollte Snowboard-Profi werden. Bis zu einem Sturz, der ihn in den Rollstuhl zwang. Doch sein unbändiger Bewegungsdrang blieb. Er entwickelte Geräte, die Behinderte mobiler machen: Kufen für Rollstühle. Und ein Krückenaufsatz, mit dem man durch Sand und Sumpf laufen kann.

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«Espresso bi dä Tüftler»: Die Wheelblades-Rollstuhlkufen
aus Espresso vom 14.07.2017. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 31 Sekunden.

Als der SRF-Reporter Patrick Mayer 2012 zum ersten Mal besuchte, sammelte dieser Geld, um seine Erfindung zu finanzieren: «Wheelblades» - das sind Kufen die sich mit einer einzigen Handbewegung unter die Vorderräder des Rollstuhls klemmen lassen, um in Schnee und Eis vorwärts zu kommen.

Vorwärtskommen – Das ist die Antriebsfeder des heute 38jährigen Deutschen, der als junger Bursche in ein Unterengadiner Schneesport-Internat zog, um Profisportler zu werden. «Der Rollstuhl ist für mich eine riesengrosse Hilfe, um am normalen Leben teilzunehmen», sagt Mayer dankbar.

Die Sommerserie:

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Schlaui Chöpf und ihri Erfindige: «Espresso» hat Schweizer Erfinder besucht und berichtet während der Sommerzeit über die findigen Tüftler und ihre Werke. Zur Serie

Doch sei die Mobilität für Behinderte trotzdem ein ziemlich brachliegendes Thema: «Wenn man wie eine Sackkarre durch die Gegend geschoben wird, leidet mein Selbstwertgefühl als Mann. Ich möchte mich selber bewegen können.»

Der Selfmade-Unternehmer

Kufen für Rollstühle gab es schon früher. Doch Patrick Mayers Entwicklung war stabiler und bedienungsfreundlicher. Er sammelte genügend Geld bei Stiftungen und Crowdfunding, um sein Produkt in Serie herstellen zu können. Über fünftausend Stück habe er schon verkauft, und zwar in die ganze Welt, berichtet Mayer stolz.

Inzwischen hat er sich in einem modernen Industriegebäude in Maienfeld niedergelassen. Hier lagert, verpackt und verschickt er die Ware alleine. Flink bedient er den elektrischen Gabelstapler vom Rollstuhl aus. Bereits hat Mayer sein Produkt weiter entwickelt – als Modell für Kinderwagen.

Zwar könnte er Hilfe manchmal gut gebrauchen, gibt der Jungunternehmer zu. Doch seine Unabhängigkeit sei ihm wichtig, er möchte alles stets selbst im Griff haben. Und er habe unterdessen viel gelernt. Über Patentschutz, und dass man sich von Geschäftspartnern trennen müsse, wenn die Ziele nicht mehr dieselben seien.

Eine Stilfrage - Freestyle

Neben der Funktionalität ist Patrick Mayer eines sehr wichtig: Der Look. Stolz zeigt er verschiedene Zertifikate von Design-Preisen, die er für seine Produkte erhielt: In der Snowboard-Freestyle Szene sei das Erscheinungsbild halt elementar. Er sei erschüttert, wie wenig Beachtung das optische Erscheinungsbild bei Behinderten-Sportgeräten finde.

Es sei eine Stilfrage, wie jemand mit seinem Handicap umgehe: «Anzug und schicke Schuhe – das hat doch was. Trainingshosen und neonfarbige Handschuhe eher weniger…»

Gehen können

Patrick Mayer ist inkomplett gelähmt, sein Rückenmark ist gequetscht aber nicht durchtrennt. Kurze Strecken kann er zu Fuss an Krücken überwinden, etwa für sein Hobby, die Landschaftsfotografie. Es erstaunt deshalb nicht, dass seine neuste Entwicklung diese Gehhilfen mobiler machen soll.

«Safety foot» ist ein Aufsatz unter die Krücken, dank dem man auch auf unwegsamem Gelände wie Sand, Kies oder Geröll stabil vorwärtskommen soll.

Der Weg von der Idee bis zum vertriebsfertigen Produkt war auch diesmal lang und schwer. Immer wieder brach der Aufsatz bei Mayers Härtetest. Doch aufgeben kam für ihn nie in Frage.

Das habe ihm sein Vorbild vorgemacht, Apple-Gründer Steve Jobs: «Seine Losung war immer, hungrig zu bleiben. Und ich bleibe hungrig. Auch ich möchte die Welt mit meinen Produkten verändern.»

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