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Garantieverlängerungen im Vergleich: Was bringen sie?
Aus Kassensturz vom 27.11.2018.
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Finanzen & Versicherungen Garantieverlängerungen: Gute Idee oder völlig überflüssig?

Längere Garantie? Eine gute Sache, denken sich viele Konsumentinnen und Konsumenten und schliessen Garantieverlängerungen ab. «Kassensturz» hat das Kleingedruckte solcher Angebote unter die Lupe genommen und kommt zum Ergebnis: In den meisten Fällen lohnt sich eine Garantieverlängerung nicht.

«Eine schöne Bescherung war das», erinnert sich Madeleine Rosport aus Oberrohrdorf (AG). Im Sommer verweigert ihr Tiefkühler plötzlich seinen Dienst. Zur Unordnung und zum Ärger kommen verdorbene Früchte und Fische im Wert von rund 200 Franken.

Immerhin: Die Bescherung ereignet sich während der Garantiefrist. Fust – wo Madeleine Rosport den Tiefkühler gekauft hat – ersetzt ihr das Gerät. Für das verdorbene Tiefkühlgut will Fust mit Verweis auf die Garantiebestimmungen nicht aufkommen. «Es hiess, dieser Schaden wäre mir nur dann ersetzt worden, wenn ich beim Kauf eine Garantieverlängerung abgeschlossen hätte», erzählt Rosport.

Nachtrag vom 04.12.18

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Nach dem «Kassensturz»-Beitrag hat sich die Firma Bauknecht als Herstellerin des defekten Tiefkühlgeräts bei Frau Rosport gemeldet. Bauknecht bedauert die Umstände, die Frau Rosport mit diesem Tiefkühler hatte und bietet ihr kulanterweise 150 Franken als Entschädigung an. Zusätzlich will Bauknecht nochmals 150 Franken für «Jeder Rappen zählt» spenden.

Bei Garantieverlängerungen kauft man die Katze im Sack

«Kassensturz» nimmt das Beispiel von Madeleine Rosport zum Anlass, Garantieverlängerungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Fazit des Vergleiches:

  1. Unterschiede bei den Leistungen: Bei einigen Anbietern erkaufen sich die Kunden mit einer Garantieverlängerung eine reine Verlängerung der Garantiefrist. Andere Anbieter bieten Zusatzleistungen: einen Reparaturservice vor Ort zum Beispiel, Abholservice oder ein Ersatzgerät.
  2. Gewaltige Preisunterschiede: Eine Garantieverlängerung ohne oder mit Zusatzleistungen für einen tausend Franken teuren Tiefkühler kostet zwischen 50 und 100 Franken pro Jahr, für einen gleich teuren Laptop bewegen sich die Preise gar zwischen 50 und 140 Franken pro Jahr.
  3. Kunden kaufen die «Katze im Sack»: Das «Kleingedruckte» vieler Angebote ist unübersichtlich und kompliziert, die Preise intransparent. Dies ist umso stossender, weil Kunden meist beim Gerätekauf zum Abschluss einer Garantieverlängerung gedrängt werden. Bei Digitec und Interdiscount ist es möglich, eine Garantieverlängerung bis zum Abschluss der gesetzlichen Garantiefrist abzuschliessen, bei Fust ist dies bei Geräten ab 300 Franken möglich (detaillierte Resultate siehe Tabelle).

Auf die mangende Verständlichkeit und Transparenz ihrer Bedingungen und den nur beim Kauf möglichen Abschluss der Garantieverlängerung angesprochen, schreibt Mediamarkt dem «Kassensturz»: «Die gegenwärtige Garantieverlängerung wird seit Jahren mit hoher Kundenzufriedenheit angeboten und vom Kunden gut angenommen.» Microsoft schreibt zu diesem Kritikpunkt: «Der Abschluss einer Garantieverlängerung nachträglich zu einem Kauf ist aus systemtechnischen Gründen im Moment nicht möglich. Wir prüfen aber laufend Verbesserungsmöglichkeiten für unsere Kunden und nehmen diese Rückmeldung auf.» Auch wolle man prüfen, ob sich die Vertragsbedingungen künftig verständlicher formulieren liessen.

Automatische Verlängerungen ärgern viele Konsumenten

Garantieverlängerungen treten nach Ablauf der gesetzlichen Garantiefrist in Kraft, also zwei Jahre nach dem Kauf eines Gerätes oder – bei einzelnen Anbietern – nach Ablauf der Herstellergarantie (siehe auch Textbox). Die meisten Anbieter bieten Garantieverlängerungen um weitere zwei weitere Jahre an, andere für 3 Jahre. Besonders konsumentenunfreundlich: Bei Fust verlängert sich die Garantieverlängerung automatisch bis zu maximal zehn Jahren, wenn man nicht schriftlich kündigt. Reklamationen auf der «Kassensturz»-Redaktion zeigen: Viele Konsumentinnen und Konsumenten ärgern sich über solche Knebelverträge. Fust schreibt dazu: «Analog zu anderen Versicherungen (Krankenkasse, Haftpflicht, Auto, etc.) bieten wir mit unserer Garantie-Verlängerung eine nahtlose und automatische Verlängerung an, was von unseren Kunden geschätzt wird. Wir nehmen Kündigungen auch nach dem Rechnungsversand jederzeit entgegen, sodass dieser Kritikpunkt aus unserer Sicht im Fall von Fust nicht zum Tragen kommt.»

Herstellergarantie

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Neben der gesetzlichen Garantie («Gewährleistung») von zwei Jahren bieten auch die Hersteller Gewähr für mangelfreie Ware. Diese sogenannte Herstellergarantie beträgt meist zwei oder drei Jahre. Neben der gesetzlichen Garantie haben Kunden zusätzlich Anspruch auf die Herstellergarantie. Diese Ansprüche schliessen einander nicht aus.

Während einer Garantieverlängerung haben Kunden in der Regel die gleichen Ansprüche wie während der regulären Garantiezeit. Das bedeutet: Ein defektes Gerät wird in erster Linie repariert. Ein neues Gerät (zum Zeitwert) gibt es nur, wenn eine Reparatur nicht möglich oder zu teuer ist.

Einige Risiken sind schon durch die Hausrat gedeckt

Einzelne Anbieter von Garantieverlängerungen bieten zusätzliche Leistungen an: einen Reparaturservice vor Ort zum Beispiel, Abholservice bei Grossgeräten, ein Ersatzgerät oder bei Kühlgeräten Schadenersatz für verdorbenes Gefriergut. Sich jedoch allein wegen dieser Schadenersatz-Leistung für eine Garantieverlängerung zu entscheiden, macht allerdings wenig Sinn: Dieses Risiko ist bereits durch die meisten Hausratversicherungen gedeckt.

Ob sich eine Garantieverlängerung wirklich lohnt, hängt wesentlich davon ab, für welches Gerät man sich eine Garantieverlängerung leisten möchte und für welche Leistungen man wirklich bereit ist, Geld auszugeben. «Kassensturz» rät, vor dem Abschluss einer Garantieverlängerung die folgenden Tipps zu beachten:

Tipps: So werfen Sie kein Geld zum Fenster hinaus

  1. Garantieverlängerungen lohnen sich höchstens für teure Grossgeräte, bei denen Reparaturen zeitaufwändig und deshalb kostspielig wären.
  2. Einen Anbieter wählen, bei dem die Garantieverlängerung nicht sofort beim Gerätekauf, sondern bis zum Ende der Garantiefrist abgeschlossen werden kann.
  3. Vor dem Abschluss einer Garantieverlängerung die Angebote der Hersteller prüfen: Hersteller bieten über ihre Herstellergarantie hinaus eigene Garantieverlängerungen an, meistens zu günstigen Preisen.
  4. Auf kurze Laufzeiten achten (ein oder maximal zwei Jahre) und keine Verlängerungsklauseln akzeptieren.

Garantieverlängerung im Vergleich

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Hier finden Sie die detaillierten Testresultate:

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Studiogespräch mit Gabriela Baumgartner, Rechtsexpertin Kassensturz/Espresso
Aus Kassensturz vom 27.11.2018.
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