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Wolfgang Wettstein Quacksalber im weissen Kittel

Früher nannte man sie Quacksalber. Sie brauten allerlei Tinkturen zusammen, zerrieben mit dem Mörser geheimnisvolle Ingredienzien und boten diese mit grossem Hokuspokus feil für teures Geld.

Wolfgang Wettstein
Legende: Wolfgang Wettstein SRF

Ihre Mittelchen sollten gegen den bösen Blick helfen, Warzen verschwinden lassen und bei Liebeskummer trösten. Gegen jedes Zipperlein hatten sie ein Rezept. Heute heissen sie Apotheker. Sie sind eine ernsthafte Konkurrenz für Scharlatane wie Gina Winkler, eine alte «Kassensturz»-Bekannte, die armen Leuten für viel Geld nutzlose Magnetdecken, Busenstraffer oder überteuerte Medaillons aufschwatzte, die ewiges Glück bescheren sollten.

 

 Heute wirbt die Geistheilerin in ganzseitigen Inseraten für ein Schlankheitsmittelchen namens Reduzell, das die Kilos einfach wegschmelzen lasse. 87 Franken kostet eine Packung. Das lohne sich, mit den Pillen würden die Fettpolster auf wundersame Weise verschwinden. Doch das ist Humbug, die Wirksamkeit des Mittels ist nicht belegt.

 

 Trotzdem schämen sich auch Apotheker und Drogisten nicht, mit Reduzell ein Geschäft zu machen. Sie bieten die Fettwegpillen ebenfalls feil. Es kümmert sie nicht, dass sie ihren Kunden ein nutzloses Produkt verkaufen. Wen wundert’s? Schon seit Jahren machen sie es den Scharlatanen gleich. Apotheker verkaufen Shuisana-Entschlackungspflaster, die auf die Fusssohle geklebt werden müssen, und die über Nacht Giftstoffe aus dem Körper ziehen sollen, obwohl das barer Unsinn ist. Oder sie drehen ihren Kunden Phitenbändelchen an, in denen Titankügelchen eingearbeitet sind, die mit gesundheitsfördernden Informationen aufgeladen worden seien. Ebenfalls Quatsch. Apotheker verkaufen nutzlose Gels gegen das Schnarchen, Paya-Pillen zum Abnehmen und Coffeinshampoo gegen Haarausfall. Sie nutzen das Vertrauen schamlos aus, das ihnen ihre Kunden entgegen bringen.

 

 Gauner, Halsabschneider und Scharlatane, die Menschen mit nutzlosen Produkten das Geld aus der Tasche ziehen, sind «Kassensturz»-Klassiker. Liebe Apotheker, herzlich willkommen in diesem Club.

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