Zwar wäre das Wiederverwerten der Karten grundsätzlich möglich, sagt der Recycling-Experte Rainer Bunge von der Hochschule für Technik Rapperswil, allerdings seien die gewonnenen Stoffe nicht attraktiv für mögliche Abnehmer.
«Es handelt sich dabei einerseits um einen Mix von verschiedenen Plastikarten, wie PVC oder ABS. Material, nach dem sich keiner reisst. Der Magnetstreifen ist im wesentlichen Eisenoxid, was man als Rost bezeichnen könnte, und das lohnt sich sicher nicht, separat herauszufiltern.»
Einzig der Chip ist interessant
Bei modernen Karten ist der Chip in der Regel mit einer feinen Goldschicht überzogen. Das einzige werthaltige Material einer Plastikkarte, doch sei die Menge so gering, dass es sich auch wieder nicht lohnt, das Edelmetall herauszufiltern.
Allerdings landen jährlich 250 Kilo Gold in den Schweizer Haushaltabfällen, wohl unbeabsichtigt, und so entwickeln Rainer Bunge und sein Team ein Verfahren, um künftig Edelmetalle aus der Schlacke der Verbrennungsanlagen zurückzugewinnen.
Kartenrecycling: Es gab Versuche
In den 1990er Jahren gab es durchaus Versuche, Kreditkarten wiederzuverwerten: «Da blicken wir auf die Goldgräberstimmung in der Recyclingbranche zurück. Da wurde versucht, alles wiederzuverwerten, völlig ungeachtet dessen, ob das wirtschaftlich sinnvoll war oder nicht», erklärt der Recycling-Spezialist Rainer Bunge gegenüber «Espresso» weiter.
Später war klar: Finanziell lohnt sich das Verfahren bei Plastikkarten schlicht nicht.
Energiegewinn durch Verbrennen
Und Rainer Bunge gibt zu bedenken: «Minderwertige Kunststoffe werden in der Schweiz energetisch verwendet in den Verbrennungsanlagen, dabei entsteht Strom.»
250 kg pures Gold aus Abfall
Schweizer Kehricht-Deponien sind wahre Goldgruben: Jedes Jahr landet Gold im Wert von über 10 Millionen Franken im Kehricht - und damit letztlich in den Rückständen der Verbrennungsanlagen (KVA). Die Folge: Die KVA-Schlacke enthält gleich viel Gold wie Golderz, das in Minen abgebaut wird.