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Jeans im Test: Die Nieten unter den Hosen
Aus Kassensturz vom 10.06.2008.
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Kassensturz-Tests Jeans im Test: Die Nieten unter den Hosen

Kein Kleidungsstück hat eine steilere Karriere gemacht als die Blue Jeans – jedes Jahr werden weltweit zwei Milliarden Paar verkauft. Doch wie strapazierfähig sind die Hosen wirklich? «Kassensturz» berichtet über Fakten und Legenden und unterzieht die meistverkauften Marken einem Härtetest.

Es war einmal in Amerika ein junger Einwanderer aus Bayern namens Levi Strauss. 1853, so die Legende, schnitt er in seinem Stoffladen für einen Goldgräber die erste Hose – aus Segeltuch und mit Nieten verstärkten Taschen.

Heute werden weltweit fast zwei Milliarden Paar Jeans pro Jahr verkauft. Doch sind die Hosen so strapazierfähig wie ihre Legende? Die Westschweizer Konsumentensendung A bon Entendeur hat Jeans ins Testlabor nach Lyon gebracht: sechs paar Herren und Damenhosen, alles klassische Denimjeans.

Erster Test: Wie verändert sich die Hose beim Waschen? Die Hosen durchlaufen fünf Waschdurchgänge bei 40 Grad, dazwischen werden sie getrocknet. Dann messen die Fachleute die Veränderung der Grösse, des Aussehens und der Farbe.

Zweiter Test: das Abfärben. Die Laborantin legt ein Stück Jeansstoff mit zwei weissen Probetüchern zusammen und wäscht bei 40 Grad. Danach prüft sie, wie stark der Stoff beim Waschen abfärbt.

Dritter Test: das Abfärben durch Reiben. Zweimal gemessen, einmal auf trockenem Stoff und einmal auf feuchtem.

Und schliesslich der Scheuertest: Die Jeans werden einer unerbittlichen Maschine ausgesetzt. 60'000 Reibungen zeigen, ob der Stoff einer intensiven Nutzung gewachsen ist. Erfreulich: kein Stoff bekam ein Loch.

«Gut», aber teuer

Die Testergebnisse: Bei den Damenjeans als einzige die Note «gut» erhält die Hose der Marke Citizens of Humanity. Doch mit 359 Franken ist sie unverschämt teuer. Schwachpunkt bei allen Jeans: Sie färben auf hellem Stoff leicht ab.

Note «genügend»: Die Damen-Replay. «Genügend» auch die Levi's- und die Diesel-Jeans – sie schneiden ordentlich ab. Doch das Labor kritisiert: Starke Abfärbungen bei der Replay-Jeans. Die Levi's und die Diesel sind nach dem Waschen kürzer geworden – und zwar um zwei Zentimeter.

H&M: geschrumpft

Als «ungenügend» beurteilt das Testlabor die Jeans von H&M und des Schweizer Herstellers Teddy's – die günstigsten im Test. Ihre Schwachpunkte: Die Teddy's-Jeans bleicht stark aus.

Zudem: Beide Jeans sind fast um eine ganze Grösse geschrumpft – für den Textilexperten Fabrice Rimbault nicht akzeptabel: «Das kann beim Tragen sehr unangenehm werden.»

H&M sagt «Kassensturz», bei ihren eigenen Tests würde die Hose nicht so stark eingehen und sie hätten deswegen noch nie Reklamationen gehabt. Und der Hersteller von Teddys schreibt, die getestete Hose sei nur für eine Saison produziert worden. Da diese Qualität beim Waschen mehr eingehe, werde das Bein schon bei der Produktion verlängert.

Klassiker enttäuscht

Die Testresultate der sechs Herren-Modelle: Keine Herren-Jeans erhält vom Labor die Note «gut». Mit «genügend» schneiden ab: Die G-Star Raw, die Lee für 149 Franken und Lee Cooper für 119 Franken. Alle erhalten ähnliche Kritikpunkte. Zum Beispiel Lee Cooper: Farbverlust beim Waschen und Verkürzungen von vier Prozent.

Ebenfalls «genügend» sind die günstigen: Die Vinci-Jeans von Manor und die Biaggini von Vögele. Beide Jeans haben beim Reibtest stark abgefärbt.

«Ungenügend»: Der Klassiker 501 von Levis. Nach dem Waschen hat sich die Jeans verdreht und massiv verkürzt, bemängelt das Labor. Levis wollte zum Ergebnis keine Stellung nehmen.

Über 20 Einzelteile

Eine Jeans besteht aus mehr als 20 Einzelteilen, die aus einem Dutzend Länder stammen. Beispiel: Kupfer und Zink für Knöpfe und Nieten aus Australien, Reissverschluss aus Japan, Baumwolle aus dem Fernen Osten, Farbe aus Deutschland. Türkei und Tunesien sind wichtige Produktionsorte. Die Produktionskosten einer Jeans betragen schätzungsweise zwischen 3 und 20 Euro.

Manch eine Hose zeigt im Test unerwartete Schwächen – der Mythos der Jeans aber bleibt unverwüstlich

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