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Süss-Saure Schleckereien: Attacke auf Kinderzähne
Aus Kassensturz vom 07.10.2003.
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Kassensturz-Tests Süss-Saure Schleckereien: Attacke auf Kinderzähne

Ein exklusiver Kassensturz-Test zeigt: Die neuen süss-sauren Spielzeug-Schleckwaren sind regelrechte Kinderzahn-Killer. Wer meint, Karies sei bei Milchzähnen nicht so schlimm, irrt: Karies im Milchzahngebiss führt sehr oft zu sehr teuren kieferorthopädischen Nachbehandlungen.

Bei Kindern sind süss-saure Schleckereien der Renner. Besonders, wenn sie als Handy, Nuckelfläschchen, Wurmspaghetti, Stierenaugen und in anderen abstrusen Spielzeugformen daherkommen. Was solche Lollis im Kindermund anrichten können, hat Kassensturz erstmals am Menschen testen lassen.

Die Testanlage im Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich dient normalerweise dazu, zahnfreundliche Produkte auszuzeichnen. Bei solchen darf der Säurewert (pH) nicht unter 5,7 sinken.

Alles, was darunter liegt, gilt als zahnschädigend. Speichel hat einen pH-Wert zwischen 7 und 8. Der Säurewert der getesteten süss-sauren Lutscher sackte durchs Band in den roten Bereich unter 4 ab.

Der Grund: Sind Säure und Zucker gleichzeitig im Mund, attackieren sie die Zähne gleich doppelt. «Zuerst sinkt der Säurewert ab, und der kann die Zahnoberfläche anätzen. Mit der Zeit kann der Speichel die Säure zwar neutralisieren, aber nun wird der Zucker vergärt, was wiederum zu Säure führt. Da die Säure hier im Zahnbelag gefangen ist, führt das zu Karies», erläutert Thomas Imfeld, Professor für Zahnmedizin an der Universität Zürich.

Die Folgen der doppelten Säureattacken sind verheerend: Da die Kinder ausgiebig am poppig aufgemachten Spielzeug herumlutschen, wirken Zucker und Säure lange und ätzen die Zähne immer wieder von neuem. Die Folgen: Karies im Kindermund und hohe Zahnarztrechnungen für die Eltern.

Wer meint, Karies sei bei Milchzähnen nicht so schlimm, irrt: Sind die Milchzähne von Karies befallen, werden sie durch Zahnfäulnis kleiner oder müssen unter Umständen zu früh gezogen werden.

Dadurch verlieren die Zähne die sogenannte Platzhalterfunktion: Der zweite Zahn wächst entweder gar nicht oder am falschen Ort nach. «Das führt sehr oft zu sehr teuren kieferorthopädischen Nachbehandlungen», weiss Imfeld.

Im Kassensturz wollten die Importeuren zur Säureattacke ihrer Schleckwaren nicht auftreten. Lorent Vogel, Geschäftsführer der Cruspi AG im zürcherischen Dällikon, schreibt jedoch: «Grundsätzlich ist nach dem Verzehr von sauren Lebensmitteln (z.B Obst, Süssigkeiten, gesäuerte Süssigkeiten usw.) tägliche Zahnpflege besonders wichtig. Allerdings kann ich es mir nicht anmassen, Bedenken von Zahnärzten zu beurteilen oder zu kommentieren» .

Wer seinem Kind direkt nach der süss-sauren Lolli-Schlemmerei die Zahnbürste hinhält, erweist ihm jedoch einen Bärendienst: Wer die Zähne nach einer Säureattacken mit einer groben Bürste malträtiert, kann noch grösseren Schaden anrichten.

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