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Gesundheit Grippe: Ärzte gegen vorschnelle Arztzeugnisse

Tausende Schweizer haben zur Zeit Grippe. Ist man krank oder fehlt deshalb mehrere Tage bei der Arbeit, müssen Arbeitnehmer in den meisten Fällen ein Arztzeugnis bringen. Viele Ärzte finden das unsinnig. Das verursacht nur unnötige Kosten.

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Grippe: Ärzte gegen vorschnelle Arztzeugnisse
aus Espresso vom 28.01.2013. Bild: colourbox
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Ab  wann ein Arbeitnehmer ein Arztzeugnis vorweisen muss, dafür gibt es kein Gesetz. Es wird von Unternehmen zu Unternehmen anders gehandhabt.An einigen Arbeitsplätzen muss man schon nach einem Tag Absenz ein Arztzeugnis bringen, an anderen erst nach 5 Tagen. Ohne Arztzeugnis und Arztbesuch kommt man selten durch.

Hohe Kosten für das Gesundheitssystem

Viele Hausärzte zeigen in einer «Espresso»-Umfrage  kein Verständnis dafür, dass Arbeitnehmer bei Grippe auf ein Arztzeugnis bestehen.

 Peter Tschudi, Leiter des Instituts für Hausarztmedizin an der Universität Basel meint: «Arbeitgeber, die schon nach einem Tag Grippe ein Arztzeugnis verlangen, verursachen hohe Kosten für das Gesundheitssystem.» Das belaste die Krankenkassen und das Portemonnaie  der Patienten.

Chef sollte seine Angestellten kennen

Sowohl Tschudi als auch andere Hausärzte geben zu bedenken, dass ein Patient bei einer echten Grippe so oder so etwa eine Woche krank ist und im Bett bleiben muss.  Gerhard Schilling, Hausarzt in Stein am Rhein (SH) meint dazu: «Ein Chef sollte seine Angestellten eigentlich so gut kennen, dass er ihnen vertrauen kann. Dann braucht es wegen der Grippe auch nicht unbedingt ein Arztzeugnis.» 

Wenn es im Reglement der Firma so festgelegt ist, kann der Chef allerdings darauf pochen. Dann liegt der Ball wieder beim Arzt.

Arztzeugnis ohne Arztbesuch

Bei einigen Hausärzten ist es Gang und Gebe, dass sie langjährigen Patienten im Grippe-Fall sagen, sie sollen zuhause bleiben. Sie schicken ihnen dann ein Arztzeugnis zu, ohne sie gesehen zu haben. Auch hier ist ein gutes Vertrauensverhältnis gefragt.

Hanspeter Kuhn von der Ärzteverbindung FMH appelliert: «Leute, die simulieren, schaden anderen.» Der Hausarzt Gerhard Schilling bestätigt dies, meint jedoch, ein Arzt mit langer Berufserfahrung sehe schnell, ob jemand wirklich krank sei oder nicht. «Im Zweifelsfall kann ein Chef ja den Rat des Arztes holen.»

Schilling stellt auch ab und zu Arztzeugnisse auf telefonischen Wunsch aus. Er notiert dann aber, dass er den Patienten nicht untersucht hat. Ein Kompromiss, mit dem sich auch viele Arbeitgeber zufrieden geben würden.

Die Grippe ist keine Erkältung

Was viele nicht wissen: Nicht jede verstopfte Nase ist das Krankheitsbild einer Grippe. Oft ist es «nur» eine Erkältung.

Unterschied: Grippe/ Erkältung

GrippeErkältung (grippaler Infekt)
Krankheits-Beginnplötzlich & heftigallmählich
Fiebersehr hoch, 38 bis 40 Gradgering
Appetitkeinenmeist noch vorhanden
Müdigkeitstark abgeschlagen, schwachmatt und schlapp
SchmerzenKopf, Muskeln, Gelenke, KörperKopf und Glieder
Naseverstopft und/ oder läuftNiesen, verstopft und/ oder läuft
Hustentrocken, schmerzhaftgering, schleimig
Zeitpunktmeist Dezember bis Aprilganzjährig
ErregerInfluenza-Virenüber 200 versch. Erreger

Quelle: Magazin für Chiropraktik

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Im Erlebnisbad «Bernaqua» der Migros müssen Angestellte schon bei einem Krankheitsbad ein Arztzeugnis beibringen. Das deckt die «Kassensturz» im November auf. Die Gewerkschaft Unia hat die Migros angezeigt.

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Aus Kassensturz vom 13.11.2012.
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